Der Angriff auf die irakische Hochburg des Islamischen Staates ist ein aufreibender Kampf für die Armee. Dennoch melden die Generäle nur Erfolge, dabei ist die Offensive ins Stocken geraten. Die Militärs finden kein Rezept gegen die brutale Guerillataktik des IS, die zu vielen Soldaten das Leben kostet.
Der Sturm schlug mitten in der Nacht zu. Heftige Regenschwaden fielen plötzlich vom Himmel. Ihr lautes Prasseln übertönte das Rauschen der kreisenden Kampfflugzeuge. Selbst das dumpfe Donnern der Bombeneinschläge, das sonst so massiv den Schlaf raubte, schien verstummt zu sein. Der lehmigen Wüstenboden verwandelte sich binnen weniger Minuten in tiefen Morast und Schlamm.
Am frühen Morgen genügt General Raad Mohsin, dem Leiter der medizinischen Abteilung der irakischen 9. Division, ein Blick aus dem Küchenfenster. Die Straße von Bakihra, einem verlassenen Weiler, etwa 20 Kilometer südwestlich von Mossul, steht knietief unter Wasser. „Heute sind wir verdammt, hier zu bleiben, denn alle Wege sind unpassierbar“, sagt der Militärarzt, der noch im Schlafanzug steckt. „Es wird auch keine Verletzten geben. Bei diesem Wetter ist ein Angriff auf die Terroristen des Islamischen Staats (IS) unmöglich.“ Der General, der noch unter Saddam Hussein gedient hat, verschwindet wieder in sein Schlafzimmer in der geräumigen Villa mit Garten, die zum medizinischen Basiscamp der 9. Division umfunktioniert wurde.