Bericht: Türkei gab Deutschland weiteres Dossier zu Regierungsgegnern

Unterstützer von Präsident Erdogan in der türkischen Schwarzmeerstadt Rize.
Unterstützer von Präsident Erdogan in der türkischen Schwarzmeerstadt Rize.(c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
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Die Türkei hat laut "Zeit" eine Materialsammlung Anfang März an die deutsche Innen-Staatssekretärin überreicht. Die Türkisch-Islamische Union Ditib soll Daten gesammelt haben.

Die türkische Regierung hat der deutschen Bundesregierung nach einem Pressebericht noch ein zweites Dossier mit Angaben über vermeintliche Regierungsgegner gegeben. Wie "Die Zeit" am Mittwoch meldete, übergaben Vertreter der türkischen Regierung Anfang März der deutschen Innen-Staatssekretärin Emily Haber bei deren Besuch in Ankara eine umfangreiche Materialsammlung.

Darin sind der "Zeit" zufolge Berichte über vermeintliche Anhänger der islamischen Gülen-Bewegung enthalten. Diese wird von der türkischen Regierung für den gescheiterten Putschversuch vom vergangenen Juli verantwortlich gemacht. Weiter sind in der Sammlung den Informationen der "Zeit" zufolge Angaben zu Vereinen und Kulturgruppen enthalten sowie Details zu Menschen in Deutschland, die die Türken des Terrorismus bezichtigen und die die Deutschen verfolgen sollen.

Material von Ditib gesammelt

Es handle sich mutmaßlich "um durch Ditib gesammeltes Material", heißt es in einem Geheimvermerk der deutschen Sicherheitsbehörden, berichtete die Wochenzeitung weiter. Die türkische Regierung spreche von "Beweismaterial".

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) ist der größte islamische Verband in Deutschland. Mehreren Imamen von Ditib-Moscheen wird vorgeworfen, im Auftrag der türkischen Regierung in Deutschland mutmaßliche Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan ausspioniert zu haben.

Ende März hatte das Bekanntwerden eines ersten Falls für Empörung in Deutschland gesorgt. Dabei ging es um die Übergabe einer Liste mit rund 300 Namen vorwiegend von angeblichen Anhängern der islamischen Gülen-Bewegung durch den türkischen Geheimdienst MIT an den Bundesnachrichtendienstes (BND). Dieses Dokument wurde im Februar übergeben. Auf der Liste stand auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering.

(APA/AFP)

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