EU: Todesstrafe in Türkei "röteste aller roten Linien"

Anhänger des türkischen Präsidenten.
Anhänger des türkischen Präsidenten.APA/AFP/ADEM ALTAN
  • Drucken

Die Einführung der Todesstrafe wäre ein klares Signal, dass die Türkei nicht Mitglied der Europäischen Familie sein will, sagt ein Kommissionssprecher.

Die EU-Kommission hat die Türkei vor der Einführung der Todesstrafe nach dem Referendum gewarnt. Ein Sprecher erklärte am Dienstag, die Todesstrafe wäre "nicht nur eine rote Linie, sondern die röteste aller roten Linien". Es würde sich auch um ein "klares Signal handeln, dass die Türkei nicht mehr Mitglied der Europäischen Familie sein will".

Der Sprecher rief gleichzeitig die türkischen Behörden nach dem Referendum zu Zurückhaltung und Vorsicht auf. Die Bedenken über Unregelmäßigkeiten des Referendums, die von internationalen Wahlbeobachtermissionen angeprangert worden sei, müssten ernsthaft untersucht werden. "Wir rufen die Türkischen Behörden auf, die nächsten Schritte sorgfältig zu überlegen". Ankara sollte den "breitesten nationalen Konsens nach dem Referendum suchen". Außerdem müssten alle Untersuchungen fair und transparent stattfinden.

Jedenfalls werde die Türkei weiterhin ermutigt, sich der EU anzunähern. "Nicht, dass sie sich weiter und schneller von uns entfernen", erklärte der Sprecher. Auf Auswirkungen auf die Visa-Freiheit für türkische Staatsbürger angesprochen erklärte er, seitens Ankara würden weiterhin sieben der notwendigen Bedingungen nicht erfüllt sein. Die Türkei müsse zunächst diese Punkte erledigen, um so schnell wie möglich in Richtung Visa-Liberalisierung gehen zu können. Jedenfalls setze die Kommission ihre Arbeit fort. "Wir tragen unseren Teil bei und hoffen, dass der andere Teil das gleiche macht".

Bei der Abstimmung am Sonntag hatten laut Wahlbehörde 51,4 Prozent der Türken für eine Verfassungsänderung gestimmt, die Erdogan mehr Macht gibt. Die Beobachtergruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte kritisiert, dass bei der Wahl gegen internationale Standards verstoßen worden sei. Die türkische Regierung wies die Vorwürfe zurück.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der türkische Präsident Erdogan will weiter mit der EU zusammenarbeiten.
Europa

Erdogan will Bemühungen um EU-Beitritt der Türkei fortsetzen

In einer Erklärung zum Europatag warnte der türkische Präsident vor zunehmender Islamfeindlichkeit und wachsendem Rassismus in Europa.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
Europa

Juncker warnt Türkei vor Todesstrafe

"Wenn aus der Einführung der Todesstrafe mehr als Rhetorik würde, wäre das ganz klar eine Absage der Türkei an die europäische Familie", sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Martin Schulz wird bei den Wahlen gegen Angela Merkel antreten.
Außenpolitik

Schulz gegen türkisches Todesstrafen-Referendum in Deutschland

Man dürfe in Deutschland nicht über ein Instrument abstimmen lassen, das den deutschen Werten und der Verfassung widerspreche, sagt der Kanzlerkandidat.
Bereits seit neun Monaten regiert Präsident Recep Tayyip Erdoğan die krisengeschüttelte Türkei per Dekret.
Außenpolitik

Mehr Epilation, keine Kuppelshows: Erdoğan pflastert Weg mit Dekreten

Viele Erlasse des türkischen Präsidenten haben mit Terrorbekämpfung nichts zu tun. Erdoğan dürfte so lange per Dekret regieren, bis die Präsidialrepublik kommt.
Erdogan wurde am Montag in Neu Delhi der Ehrendoktor-Titel einer muslimischen Universität verliehen.
Europa

Erdogan stellt EU Ultimatum für Beitrittsverhandlungen

Der türkische Präsident drängt auf Fortschritte im Beitrittsprozess, sonst werde sich die Türkei von der EU abwenden. Erdogan fordert die EU auf, ihre Versprechen einzuhalten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.