Regierung will das Schicksal der in London ansässigen Behörden für Bankenaufsicht und Arzneimittel zum Gegenstand der Verhandlungen mit Brüssel machen. Der Vorstoß hat kaum Aussicht auf Erfolg.
London/Brüssel. Derzeit beherbergt die britische Hauptstadt in ihrem Finanzdistrikt Canary Wharf zwei der prestigeträchtigsten Agenturen der EU: die europäische Bankenaufsicht EBA und die europäische Medikamentenagentur EMA. Dass beide EU-Institutionen nach dem EU-Austritt Großbritanniens nicht in London bleiben können, galt bisher als naheliegend – doch nun scheint der für den Brexit zuständige britische Minister, David Davis, seine Meinung geändert zu haben. „Was den künftigen Sitz von EBA und EMA anbelangt, wurden bis dato keine Entscheidungen gefällt“, sagte ein Sprecher des Brexit-Ministeriums zur „Financial Times“. Man wolle auf die Zukunft der zwei Agenturen im Rahmen der Austrittsverhandlungen zu sprechen kommen und wolle eine Lösung finden, die sowohl den britischen als auch den europäischen Interessen entspricht.
Diese Stellungnahme ist insofern überraschend, als die EU in der Zwischenzeit damit begonnen hat, nach neuen Standorten zu suchen. Als Favoriten für die Bankenaufsicht sind derzeit Frankfurt (der Sitz der Europäischen Zentralbank) und Paris im Gespräch, im Rennen um EMA sind mehr als 20 EU-Standorte – als einer der Favoriten gilt derzeit Wien. Die Standortpolitik ist Chefsache – die Staats- und Regierungschefs der EU-27 dürften das Thema bei ihrem Brexit-Sondertreffen am 29. April kurz ansprechen, die Entscheidung dürfte frühestens beim EU-Gipfel im Juni fallen.