Das Schiff, das noch gar nicht unterwegs nach Nordkorea war

Die "USS Carl Vinson" auf einem Bild der Navy, als das Schiff die Sundastraße durchquerte und damit Fragen aufwarf.
Die "USS Carl Vinson" auf einem Bild der Navy, als das Schiff die Sundastraße durchquerte und damit Fragen aufwarf.U.S. Navy
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US-Präsident und US-Verteidigungsminister sagen, ein Kriegsschiff sei unterwegs in Richtung Nordkorea - und müssen zerknirscht feststellen, dass es erst Tage später Kurs aufnimmt.

Wo ist die "USS Carl Vinson"? In der aufgeheizten Stimmung zwischen Nordkorea und den USA ist es auf höchster politische Ebene offensichtlich zu Missverständnissen darüber gekommen, wo sich der Flugzeugträger aufhält. Die US-Marine hatte schon vor Tagen angekündigt, sie schicke die "USS Carl Vinson" als abschreckende Maßnahme gegen Nordkorea in diese Richtung. Verteidigungsminister James Mattis sagte dann zwei Tage später, der Flugzeugträgerverband sei "auf seinem Weg hoch" zu der Halbinsel. Und Trump erklärte am Tag darauf: "Wir schicken eine Armada. Sehr mächtig."

Doch ein Foto der Navy selbst zeigte die "USS Carl Vinson" in der Sunda-Straße zwischen Sumatra und Java, Tausende Kilometer weit weg von Nordkorea. Der Marine-Kampfverband habe zuerst an einem Manöver mit Australien teilgenommen, so das US-Pazifikkommando am Dienstag. Nun seien die vom Flugzeugträger "Carl Vinson" geführten Marineschiffe aber in Richtung Westpazifik und Nordkorea unterwegs.

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Dass weder Verteidigungsminister, Präsident und Marine der USA nicht wussten, dass ihr Kriegsschiff noch an einer Übung teilnimmt, bevor es überhaupt in Richtung Nordkorea aufbrechen kann, scheint ausgeschlossen. Der Flugzeugträger wird von einem Kampfflugzeug-Geschwader, zwei Lenkwaffenzerstörern und einem Kreuzer begleitet.

Für Nordkorea ist diese US-Panne ein gefundenes Propaganda-Fressen. Joel Wit, vom US-Korea Institut der Johns Hopkins Universität, sagte gegenüber der britschen Zeitung "Guardian": "Wenn du die Nordkoreaner bedrohen willst, solltest du sicher gehen, dass deine Drohung ist glaubhaft". Mit dieser chaotischen Vorgehensweise würde man die nordkoreanischen Propganda unterstützen, dass US-Drohungen ohnehin nur Getöse ohne Folgen sei.

Pence in Japan

US-Vizepräsident Mike Pence hat erneut eine entschlossene Reaktion der USA auf jegliche Aggression angekündigt. Die USA würden "jeden Angriff und jeden Einsatz konventioneller oder atomarer Waffen mit einer überwältigenden und effektiven Reaktion" beantworten, sagte Pence am Mittwoch an Bord des in Japan stationierten Kriegsschiffs "USS Ronald Reagan".

Nordkorea sei "die gefährlichste Bedrohung" für den Frieden in der Region, so Pence. Nordkorea hatte am Sonntag wenige Stunden vor Beginn der Asien-Reise des US-Vizepräsidenten in Südkorea erneut eine Rakete abgeschossen, die nach Angaben der USA und Japans aber unmittelbar nach dem Start explodierte. Trotz internationaler Warnungen drohte Nordkorea mit weiteren Raketentests. Bei einem Besuch in Japan sagte Pence der dortigen Regierung am Montag die uneingeschränkte Unterstützung der USA zu.

Russland gegen Sanktionen

Russland hat sich am Mittwoch gegen neue internationale Sanktionen gegen Nordkorea ausgesprochen. "Russland war nie ein Anhänger von Sanktionen, wir halten dies für ein irrationales und aussichtsloses Vorgehen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau.

Stattdessen solle die internationale Gemeinschaft alle Seiten zur Zurückhaltung und Umsicht bewegen, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Für Russland sei der Streit zwischen den USA und Nordkorea um neue Raketentests beunruhigend, weil Russland eine gemeinsame Grenze mit Nordkorea habe, betonte er.

(APA/AFP/dpa/Red.)

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