Militärische Aktivitäten Russland und Chinas nahe Nordkorea

Russische Radschützenpanzer in Wladiwostok
Russische Radschützenpanzer in Wladiwostokimago/ITAR-TASS
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US-Quellen berichten von ungewöhnlichen Aktivitäten der chinesischen Luftwaffe. Russland weist Berichte über Verlegung von Truppen an Nordkoreas Grenze zurück.

In Südkorea herrscht vor einem weiteren wichtigen Feiertag im Nachbarland Nordkorea wieder einmal erhöhte Alarmbereitschaft. Ein Sprecher des Vereinigungsministeriums in Seoul verwies am Freitag auf den 85. Jahrestag der Gründung der nordkoreanischen Volksarmee Anfang nächster Woche, der den Schluss der Wintermanöver markiere. Zudem hielten südkoreanische und US-Truppen zeitgleich Übungen ab.

Aus US-Kreisen verlautete, die chinesische Luftwaffe sei ungewöhnlich aktiv, vor allem im weiteren Umfeld Nordkoreas, ohne dass ein Grund dafür bekannt sei. Vor allem gebe es ungewöhnlich viele Flugbewegungen von Bombern.

Chinesischer Mittelstreckenbomber Xian H-6 und zwei Chengdu J-10-Mehrzweckkampfflugzeuge
Chinesischer Mittelstreckenbomber Xian H-6 und zwei Chengdu J-10-Mehrzweckkampfflugzeugemilitary-today.com

Das Verteidigungsministerium in Peking hingegen sprach später von "üblichen Vorgängen". Russland wiederum wies Medienberichte zurück, es verstärke seine Truppen an der gemeinsamen Grenze zu Nordkorea. Tatsächlich gibt es aber militärische Aktivitäten in dem fernöstlichen Gebiet: Ein russischer Militärsprecher sprach von "zuvor angesetzten Manövern ohne jeden Bezug zu politischen Fragen". Es gehe um Vorbereitungen auf die bevorstehende Maiparade anlässlich des Sieges über Deutschland 1945.

Oft übersehene Grenze

Russland hat eine (oft übersehene) sehr kurze Grenze von rund 18 Kilometern Länge am Unterlauf des Flusses Tumen, der nur rund 130 Kilometer südwestlich von Wladiwostok inmitten eines recht spröden bis kargen Landes in den Pazifik mündet. Es gibt einen Grenzübergang samt Eisenbahnbrücke bei der kleinen, heruntergekommenen russischen Siedlung Chassan in unmittelbarer Nähe des Dreiländerecks China-Russland-Nordkorea.

Die Brücke bei Chassan, rechts Nordkorea
Die Brücke bei Chassan, rechts NordkoreaGooglemaps/Panoramio

Der Ferne Osten Russlands ist Teil des Östlichen Militärbezirks, wo unter anderem fünf Armeen, mehrere unabhängige Verbände sowie die Pazifikflotte stationiert sind. Die Stärke der Russen dort ist personell schwer zu schätzen, anno 2013 sollen dort aber bei einer militärbezirksweiten Alarmierung bis zu 160.000 Mann, rund 1000 Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge, 130 Kampfflugzeuge und 70 Kriegsschiffe aufgeboten worden sein.

Russen bei einem früheren Manöver nahe Wladiwostok
Russen bei einem früheren Manöver nahe WladiwostokEPA

Direkt gegenüber Nordkorea liegt konkret die Region Primorje (Hauptstadt Wladiwostok) mit der dortigen 5. Armee, die vermutlich drei bis vier Brigaden motorisierter Infanterie, zwei Brigaden Artillerie, eine Flugabwehrbrigade und weitere Einheiten umfasst.

Atomtest-Angst, die X-te

Seit Tagen sprechen südkoreanische und US-Vertreter von ihrer Befürchtung, Nordkorea könne zum Jahrestag der Armee am Dienstag einen neuen Atomtest vornehmen. Damit würde das abgeschottete Land gegen UNO-Auflagen verstoßen. Allerdings hatte es bereits in den Vorwochen ähnliche Befürchtungen gegeben, denn es war weithin für vergangenen Samstag ein Atomtest zu Ehren des 105. Geburtstags von Staatsgründer Kim Il-sung (1912 bis 1994) erwartet worden. Der fand dann doch nicht statt, vielmehr aber ein Raketentest, der scheiterte.

Am Donnerstag drohte die nordkoreanische Führung den USA mit einem "gewaltigen Präventivschlag", der sogar das US-Festland "ausradieren" werde. US-Präsident Donald Trump sprach anschließend lobend von chinesischen Bemühungen, das verbündete Nordkorea zu zügeln. In den vergangenen zwei oder drei Stunden habe es einige sehr ungewöhnliche Schritte vonseiten der Regierung in Peking gegeben, sagte Trump, ohne dies zu konkretisieren.

Das international weitgehend isolierte Nordkorea hat wiederholt damit gedroht, Japan, Südkorea und die USA mit Atomwaffen zu vernichten. Mahnungen seines einzigen größeren Verbündeten China hat die Führung in den Wind geschlagen. Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine Rakete entwickelt, die auch das US-Festland erreichen kann. Experten gehen jedoch davon aus, dass es noch einige Zeit dauern dürfte, bis das Land über die notwendige Technologie verfügt, alles andere sei bisher ein großer Bluff.

(ag./wg)

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