Frankreich: Hohe Wahlbeteiligung zeichnet sich ab

Vor einem Wahllokal in Paris
Vor einem Wahllokal in Parisimago/Le Pictorium
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Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen läuft in Frankreich die Präsidentenwahl, 47 Millionen Bürger sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Vier Bewerber haben echte Chancen auf den Einzug in die Stichwahl.

In Frankreich läuft die europaweit mit Spannung erwartete Präsidentenwahl. In einer ersten Runde entscheiden die Bürger am Sonntag darüber, welche beiden der elf Kandidaten am 7. Mai in die Stichwahl einziehen. In Umfragen lagen vier Kandidaten bis zuletzt eng beieinander. Favoriten sind der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und die rechtsextreme Euro-Gegnerin Marine Le Pen. Der Linkskandidat Jean-Luc Melenchon, der ebenfalls EU-skeptische Positionen vertritt, und der konservative Ex-Ministerpräsident Francois Fillon lagen in letzten Umfragen rund vier Punkte hinter dem Führungsduo. Mit ersten Prognosen wird um 20 Uhr gerechnet.

Bis Sonntagmittag war die Wahlbeteiligung mit gut 28 Prozent ungefähr so hoch wie vor fünf Jahren. 2012 lag die Wahlbeteiligung bei knapp 80 Prozent. Insgesamt sind 47 Millionen Bürger zur Stimmabgabe aufgerufen, die unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen stattfindet. Die Zahlen von 12.00 Uhr deutete darauf hin, dass es eine ähnlich hohe Beteiligung geben könnte. In Umfragen war mit einer niedrigeren Zahl gerechnet worden.

Auch bei den Auslandsfranzosen in der EU war das Interesse groß: In Berlin und London bildeten sich vor den französischen Botschaften lange Schlangen. Als erste waren die Bewohner der französischen Überseegebiete bereits am Samstag zur Stimmabgabe aufgerufen.

Macron mit besten Umfragewerten

Die vier führenden Kandidaten gaben ihre Stimme bis zum Mittag ab. Macron rief seine Landsleute auf, auf jeden Fall von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. "Angesichts der Zeiten, in denen wir leben, ist es entscheidend, seine Stimme abzugeben, egal für wen."

Den Umfragen zufolge hat Macron die besten Chancen, in zwei Wochen zum Präsidenten gewählt zu werden, unabhängig davon, wer gegen ihn antritt. Doch Meinungsforscher mahnen zur Vorsicht. Noch hätte jeder der vier Führenden die Chance, in die zweite Runde einzuziehen. So holte zuletzt Ex-Ministerpräsident Fillon trotz der Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Frau in den Umfragen leicht auf. "Es ist gibt nicht mehr die klassische Trennung zwischen links und rechts", sagte Jerome Fourquet vom Meinungsforschungsinstitut Ifop. "Macron präsentiert sich als Progressiver gegen Konservative, Le Pen als Patriotin gegen die Globalisierer."

Für Unsicherheit sorgt auch die große Zahl der Unentschlossenen: Knapp ein Drittel der Wähler wusste Umfragen zufolge bis zuletzt nicht, wie sie abstimmen würden. "Ich habe keine Ahnung, für wen ich stimmen werde", sagte die 60-jährige Pierrette Prevot in Paris. "Es ist eine Katastrophe. Ich gehe wählen, aber nur weil es meine Pflicht ist."

50.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Insbesondere an den Finanzmärkten wird gefürchtet, dass es zu einer Stichwahl zwischen Le Pen und dem Linkspolitiker Melenchon kommen könnte. Le Pen lehnt den Euro ab und befürwortet die Rückkehr zu nationalen Währungen. Melenchon will ein Referendum über einen EU-Austritt abhalten lassen, sollten die anderen EU-Regierungschefs sich einem radikalen Kurswechsel weg von der Sparpolitik widersetzen. Außerdem befürwortet er einen Austritt aus der NAto.

Nach dem tödlichen Anschlag auf Polizisten in Paris am Donnerstagabend findet die Abstimmung unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. 50.000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz, um die Wahl zu schützen. In den vergangenen beiden Jahren kamen in Frankreich mehr als 230 Menschen bei Anschlägen ums Leben. Erst in dieser Woche wurden in Marseille zwei Männer festgenommen, die den Ermittlungen zufolge einen Anschlag vor der Wahl geplant hatten.

(APA/Reuters)

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