Horst Seehofer III: Warum er weitermachen will

Horst Seehofer
Horst SeehoferAPA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Ministerpräsident strebt nun doch eine dritte Amtszeit an. Und er bringt Innenminister Joachim Herrmann in Stellung. Zunächst als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl.

Berlin. Horst Seehofer hat gestern erneut ausbuchstabiert, welche drei Eignungen es braucht, um Ministerpräsident und CSU-Chef in Bayern zu sein. Man muss die Ämter wollen, zweitens auch ausüben können und drittens und etwas vereinfacht dabei Wahlen gewinnen. Also hat sich Horst Seehofer umgesehen und einen gefunden, dem er all das zutraut: sich selbst. Der 67-Jährige will die CSU in die Landtagswahl im Herbst 2018 führen, er strebt eine dritte Amtszeit als Ministerpräsident an.

„Ein Kontra-Leben ohne Termine, mit langem Ausschlafen“, diese Sehnsucht habe ihn nach 21 Jahren in Regierungsämtern zwar bewegt, sagt Seehofer gestern. Aber er sei eben noch mit „vollem Herz“ dabei. Also beriet er sich mit Medizinern, mit Freunden, und zum Schluss, am Sonntag, entschied er sich nach Absprache mit seiner Frau ganz knapp ("51 zu 49 Prozent") fürs Weitermachen. So erzählt es Seehofer und hat dabei sein spitzbübisches Grinsen aufgesetzt. Es ist ein Abschied vom Abschied, zumal Seehofer immer wieder seinen Rücktritt für 2018 angekündigt hatte. In der Zwischenzeit habe er aber erlebt, wie ganz neue Herausforderungen aufkamen, im Bereich „Terror und Zuwanderung“ etwa. Aber auch innenpolitisch, mit der rechten AfD und einer aus der Lethargie erwachten SPD.

Rücktritt wäre „parteischädigend“ gewesen

Ein Rücktritt Seehofers fünf Monate vor der Bundestagswahl wäre „parteischädigend“ gewesen, sagt der CSU-Kenner und Passauer Politologe Heinrich Oberreuter zur „Presse“: Die CSU hätte sich in Diadochenkämpfen verloren. Es wäre schmutzig geworden. Inmitten des Wahlkampfs. Dabei hängt der Union schon jetzt der „Dauerkampf zwischen Merkel und Seehofer am Bein“, so Oberreuter. Zwar fährt Bayerns Ministerpräsident neuerdings einen Kuschelkurs, nennt Merkel den „größten Trumpf“ im Wahlkampf. „Aber das Riesenproblem ist, dass er einen großen Teil der CSU-Basis zuvor in einen Anti-Merkel-Kurs getrieben hat“, sagt Oberreuter. Zum Beispiel, als Seehofer die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin eine „Herrschaft des Unrechts“ nannte. Aber nun sind die Schicksale Merkels und Seehofers miteinander verwoben. Beide brauchen sie einen Sieg bei der Bundestagswahl im Herbst. Denn Seehofer will ein Jahr später die absolute Mandatsmehrheit in Bayern verteidigen. Als Kandidat zieht er noch immer. 68 Prozent der Bayern sind mit seiner Arbeit als Ministerpräsident zufrieden.

2002 hatte Seehofer wegen einer schweren Herzmuskelentzündung mit dem Tod gerungen. „Er hat mir damals gesagt: Es gibt auch ein Leben außerhalb der Politik“, erinnert sich Oberreuter. Politik und Gesundheit seien für Seehofer seither gleich wichtig. „Abstrakt betrachtet.“ „Aber seinem Charakter nach ist die Waagschale mit der Politik immer ein bisschen über der mit der Gesundheit.“ Als Sucht hat der Sohn eines Lastwagenfahrers aus Ingolstadt einmal Politik beschrieben. Und noch ist Seehofer ein bisschen abhängig.

Der ewige Kronprinz

Seehofer nannte es gestern einen „Fehler“, dass er ein Zeitfenster für sein Karrierende genannt hatte.: "Das war nicht klug" und habe dazu eingeladen, "Unruhe zu stiften". Er habe daraus gelernt. „Ich mache keine Zeitangaben mehr.“ Mit seinem Rückzug vom Rückzug verhindert er auch, dass Finanzminister Markus Söder an die Macht kommt. Seit Seehofers Rücktrittsankündigung 2013 ist er der ewige Kronprinz, gegen den sich der Amtinhaber sperrt. "Ein Grund dafür ist die wahrscheinlich nicht unbegründete Vermutung, dass Söder 2007 der Presse seine außereheliche Affäre steckte“, sagt Oberreuter. Der damalige Bundesminister Seehofer musste ein uneheliches Kind zugeben. „Zweitens verfolgt Söder mit großer Skrupellosigkeit seine Machtbestrebungen“, sagt Oberreuter. Deshalb gebe es Zweifel an der charakterlichen Eignung des Franken. Seehofer nannte ihn einmal vom „Ehrgeiz zerfressen“. Aber abschreiben kann er ihn nicht. Söder hat Unterstützer, auch in der Fraktion, die sich von Seehofer „gegängelt fühlt“ (Oberreuter).

Seehofer hielt gestern eine Lobrede auf den Mann, der rechts neben ihm stand: Joachim Herrmann, Bayerns Innenminister, soll die CSU in die Bundestagswahl führen und dann in Berlin mit einem Law-and-Order-Kurs Punkte sammeln. Oberreuter rechnet damit, dass Seehofer 2020/21 übergibt. Und der von in den Machtkampf um Bayern einsteigen könnte.

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