Vom „Helfershelfer“ zum Opfer des Präsidenten

James Comey
James Comeyimago/UPI Photo
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Der Republikaner James Comey profilierte sich als Vizejustizminister unter George W. Bush. Als FBI-Chef zog er sich den Unmut Hillary Clintons zu. Zum Verhängnis wurde ihm jetzt, dass er Donald Trump widersprach.

Was für ein Bild: James Comey hielt gerade einen Vortrag in Los Angeles, als über die Bildschirme im Hintergrund ein Lauftext flimmerte, der via „Breaking News“ von seinem Rauswurf als FBI-Direktor kündete. Comey hielt dies zuerst für einen Scherz, für „Fake News“.

Donald Trump hatte das Justizministerium angewiesen, die Kündigung des FBI-Chefs vorzubereiten. Am späten Dienstagnachmittag ging dann alles so schnell, dass der Präsident zwar den Demokraten Chuck Schumer – den Fraktionschef der Demokraten im Senat – informierte, nicht aber den Betroffenen. Trumps persönlicher Bodyguard stellte den Kündigungsbrief im FBI-Hauptquartier in Washington, dem J.-Edgar-Hoover-Building, zu. Pressesprecher Sean Spicer war indes neuerlich nicht auf dem jüngsten Stand.

Noch kurz nach seiner Angelobung hatte Trump dem FBI-Chef im Weißen Haus jovial auf die Schulter geklopft. Als Comey später jedoch der Behauptung des Präsidenten explizit entgegentrat, wonach Barack Obama ihn im Wahlkampf abhören habe lassen, zog sich der Geheimdienstchef den Unmut seines Bosses zu. Vollends zum Verhängnis wurde ihm wohl die Untersuchung der Kreml-Connection des Trump-Teams.

Der 55-jährige Karrierejurist und fünffache Vater, ein Zwei-Meter-Hüne, galt schon als Vizejustizminister in der Ära George W. Bushs als unbequemer Kopf. Der Republikaner sprach sich gegen Folter aus, und er widersetzte sich auch einmal dem Wunsch nach einem Lauschangriff.

2013 berief Barack Obama den Jus-Professor an der Columbia University in New York nach Stationen bei einem Rüstungskonzern und einem Hedgefonds zum FBI-Chef mit einer Amtszeit von zehn Jahren. Im Wahlkampf setzte er sich im Vorjahr in die Nesseln, als er erst den Abbruch der Ermittlungen in der E-Mail-Affäre mit einer Kritik an der Vorgangsweise der Präsidentschaftskandidatin verknüpfte. Unter internem Druck gab er zehn Tage vor der Wahl grünes Licht für die Wiederaufnahme der Untersuchung – um sie eine Woche später wieder einzustellen.

Hillary Clinton nimmt ihm das als Wahlhilfe für Trump übel, was Comey wiederum als ekelerregend empfindet. Vom „Helfershelfer“ Trumps avanciert er für die Demokraten jetzt zu dessen Opfer.

ZUR PERSON

James Comey (55),
ein Republikaner, agierte als Vize-Justizminister unter George W. Bush. Nach diversen Stationen (Rüstungskonzern Lockheed, Hedgefonds, Columbia University) ernannte ihn Barack Obama 2013 zum FBI-Chef. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2017)

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