Japan: Weg für Abdankung des Kaisers bald frei

Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko
Kaiser Akihito und Kaiserin MichikoREUTERS
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Regierung bringt Gesetz ins Parlament, das dem greisen Tenno Akihito den Rückzug aus dem Amt zu Lebzeiten ermöglicht. Der 83-Jährige klagt schon seit längerem über Krankheiten und Amtsmüdigkeit. Zuletzt hatte 1817 ein Tenno abgedankt.

Die Abdankung des japanischen Kaisers Akihito ist einen Schritt näher gerückt. Die Regierung in Tokio billigte am Freitag eine Gesetzesvorlage, die dem 83-jährigen Monarchen den freiwilligen Verzicht auf den Chrysanthemen-Thron gestattet. Das Parlament muss dem Gesetz noch zustimmen, doch dies gilt als Formsache. Mit der Abdankung wird Ende kommenden Jahres gerechnet.

Im vergangenen Sommer war aus dem Palast verlautet, dass der seit 1989 regierende Kaiser über eine Abdankung nachdenke. Akihito wies auf sein hohes Alter und seine Gesundheit hin. Allerdings gibt es in Japan keine gesetzliche Grundlage für einen solchen Fall, und die strenge Tradition macht es dem faktisch machtlosen Kaiser sogar unmöglich, über sein eigenes Schicksal zu verfügen. Die bisher letzte Abdankung eines japanischen Kaisers liegt mehrere Jahrhunderte zurück.

Billigung des Reichsrates nur Formsache

Der Entwurf muss noch vom Parlament (Reichsrat) debattiert und verabschiedet werden. Die Billigung des Abdankungsgesetzes, das sich nur auf die Person Akihitos bezieht, gilt als Formsache. Ist das Gesetz in Kraft, muss der Thronverzicht binnen drei Jahren erfolgen.

Wann der äußerst populäre Tenno sich zurückziehen will, ist unklar. Berichten zufolge ist mit Dezember 2018 zu rechnen, Akihitos Sohn Naruhito würde demnach am 1. Jänner 2019 den Thron besteigen.

Bisher letzte freiwillige Abdankung war 1817

Abdankungen sind in der japanischen Monarchie höchst selten, zuletzt geschah dies 1817: Damals zog sich Kaiser Kōkaku (1771-1840, Amtszeit ab 1780), der 119. Tenno, aus verschiedenen Gründen zurück, etwa wegen des anhaltenden Zerwürfnisses mit dem Shogunat, der herrschenden Militärregierung aus der Samurai-Schicht. Kōkaku übertrug sein Amt seinem Sohn Ninkō, der bis 1846 herrschte. Der Kaiser hatte zwölf Söhne und sieben Töchter.

In den zwei Jahrhunderten vor Kōkaku waren alle Kaiser noch vor ihrem 40. Lebensjahr gestorben, ermordet oder zum Abgang genötigt worden. Kōkaku soll sogar der erste Kaiser seit Ōgimachi (Abdankung 1586) gewesen sein, der noch nach seinem 40. Lebensjahr auf dem Thron war.

Kaiser Kokaku dankte 1817 ab
Kaiser Kokaku dankte 1817 abToyooka Harusuke

Kōkaku war übrigens nicht in direkter Linie Teil der vor ihm herrschenden Tenno-Dynastie, sondern stammte aus einer Seitenlinie und wurde von seinem kinderlosen Vorgänger, Tenno Go-Momozono, kurz vor dessen Tod adoptiert. Damit wurde er zum Ahnherrn aller folgenden Kaiser Japans bis hin zu Akihito.

Die oppositionelle Demokratische Partei hatte zunächst ein für alle künftigen Kaiser geltendes Abdankungsgesetz gefordert. Die Partei soll sich aber nun mit der Regierungsmehrheit auf den auf Akihito bezogenen Entwurf geeinigt haben. Experten und Politiker in Japan befürchteten, dass Kaiser allzu leicht politischen Manipulationen ausgesetzt wären, wenn sie jederzeit abdanken könnten.

Sorge um Mangel an männlichen Nachfolgern

Die Diskussion brachte die Sorge über einen Mangel an männlichen Thronfolgern zum Vorschein. Zwar gab es in der japanischen Geschichte Kaiserinnen, aber nach heutiger Gesetzeslage dürfen nur Männer den Chrysanthemen-Thron besteigen. Kronprinz Naruhito hat eine Tochter, aber keine Söhne. Deshalb ist sein jüngerer Bruder Akishino der zweite in der Thronfolge, gefolgt von dessen zehnjährigem Sohn Hisahito. Viele Japaner befürworten eine Öffnung der Erbfolgeregelung für Frauen, aber Traditionalisten halten weiter daran fest.

(APA)

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