"Bandit, Korrupter, verschwinde"

AFP (JUAN BARRETO)
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Venezuela steht vor dem wirtschaftlichen Kollaps. Die Opposition fordert die Amtsenthebung des Präsidenten Nicolas Maduros. Bisher starben bei Protesten und Plünderungen 48 Menschen.

Aus Protest gegen Venezuelas Staatschef Nicolas Maduro sind in der Hauptstadt Caracas nach Angaben der Opposition mehr als 160.000 Menschen auf die Straße gegangen. Nach ersten Berechnungen habe es am Samstag (Ortszeit) 160.000 Demonstranten gegeben, sagte Edinson Ferrer vom Oppositionsbündnis Tisch der Demokratischen Einheit (MUD) der Nachrichtenagentur AFP.

Auf der wichtigsten Autobahn von Caracas waren Oppositionsanhänger zwischen Barrikaden mit Stöcken und Steinen bewaffnet, um sich gegen die Polizei zur Wehr zu setzen, wie AFP-Reporter berichteten. In San Cristobal im westlichen Bundesstaat Tachira gingen nach AFP-Schätzungen mehr als 40.000 Maduro-Gegner auf die Straße. In der Stadt waren 2.600 Soldaten im Einsatz, nachdem es dort eine Reihe von Plünderungen und Angriffen auf Einrichtungen von Polizei und Armee gegeben hatte.

Bei der bisher größten Demonstration gegen den sozialistischen Staatschef Maduro waren am 19. April Hunderttausende auf die Straße gegangen. Die rechtsgerichtete Opposition erwartete am Samstag aber noch mehr Teilnehmer.

"Je mehr Repression, desto mehr Widerstand und Kampf für Venezuela", sagte Oppositionsführer Henrique Capriles vor Beginn des Marsches zum Innenministerium in Caracas. "Bandit, Korrupter, verschwinde", schrie er an Maduro gerichtet. In einem anderen Teil der Stadt wollte der Präsident derweil Arbeiter empfangen, die ihn unterstützen.

Bisher starben bei Protesten und Plünderungen 48 Menschen, es kam zu über 2.000 Festnahmen. Die Opposition wirft Maduro vor, das von einer dramatischen Versorgungskrise erschütterte Land mit den größten Ölreserven in eine Diktatur zu verwandeln und fordert Neuwahlen.

Auch in der von deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Colonia Tovar kam es zu heftigen Ausschreitungen. Der bei Touristen beliebte Ort mit seinen rund 20.000 Einwohnern wurde bis auf weiteres unter Militärkontrolle gestellt. Bei Protesten gegen Maduro war dort zuvor der Sitz der Nationalparkbehörde angegriffen worden, Autos wurden angezündet.

Das südamerikanische Land ist extrem gespalten und praktisch gelähmt. Venezuela steht vor dem wirtschaftlichen Kollaps, Lebensmittel und Medikamente fehlen und die Inflation dürfte diese Jahr 720 Prozent nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erreichen.

Die Opposition fordert nicht zuletzt deshalb die Amtsenthebung Maduros. Nach Ansicht des Generalsekretärs der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, können nur Neuwahlen einen Weg aus der Krise bieten.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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