Erdogans Familie soll Millionen an geheimen Schiffs-Deal verdient haben

Präsident Recep Tayyip Erdogan
Präsident Recep Tayyip ErdoganREUTERS
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Ein Milliardär aus Aserbaidschan soll dem Clan des türkischen Präsidenten angeblich heimlich mehrere Millionen Dollar zukommen lassen.

Die Familie des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat nach Informationen des "Spiegel" seit 2008 an einem geheimen Schiffs-Deal 23 Millionen Dollar (mehr als 20 Millionen Euro) verdient. Wie das Nachrichtenmagazin in seiner neuen Ausgabe berichtet, steht im Zentrum der Geldtransfers der aus Aserbaidschan stammende türkische Milliardär Mübariz Mansimov. Er ist nach Informationen des Recherchenetzwerks European Investigative Collaboration (EIC) der Hauptfinanzier des Öltankers "Agdash", um den sich der geheime Deal dreht.

Zum Recherchenetzwerk EIC gehören neben dem "Spiegel" unter anderem die belgische Zeitung "Le Soir", die spanische Zeitung "El Mundo" und das französische Enthüllungsportal "Mediapart". Das Netzwerk wertet derzeit zwei umfangreiche Datensätze zu Steuerpraktiken in Malta aus. Die sogenannten Malta Files geben laut "Spiegel" auch Einblicke in die Geschäfte der Erdogan-Familie.

Dank für türkische Staatsbürgerschaft?

Laut "Mediapart" verdankt der Unternehmer Mansimov dem heutigen türkischen Präsidenten und vormaligen Regierungschef Erdogan seine türkische Staatsbürgerschaft. Mansimov habe den Tanker "Agdash" 2008 an die Firma Bumerz Limited übergeben, die von Erdogans Schwager Ziya Ilgen, Erdogans Bruder Mustafa und Erdogans ältestem Sohn Burak geführt werde, berichtet der "Spiegel".

Mansimov verpflichtete sich laut "Spiegel", den Kredit für den Bau der "Agdash" über 18,4 Millionen Dollar vollständig zu übernehmen. Er habe das Schiff nach 2008 weiter genutzt und bei der Bumerz Limited gemietet. Dies habe ihn bis Oktober 2015 rund 21 Millionen Dollar gekostet. 2015 habe Mansimov den Vertrag mit Bumerz um fünf Jahre verlängert. Er zahle für die "Agdash" 3400 Dollar am Tag. Zwar gebe es keine Hinweise auf eine direkte Gegenleistung Erdogans, berichtet der "Spiegel". Seit 2008 seien jedoch Mansimovs Türkei-Geschäfte deutlich angewachsen. So habe er vom türkischen Staat den Auftrag erhalten, den Hafen in Bodrum auszubauen. Auch halte er Aktien an der türkischen Baufirma Tekfen. "Mediapart" warf die Frage auf, ob die Verleihung der türkischen Staatsbürgerschaft an Mansimov ein "Geschenk" der Regierung in Ankara gewesen sei und ob er andere "Gegenleistungen" erhalten habe.

Weder das türkische Präsidialamt, noch Mansimov oder die Familie Erdogans wollten sich laut EIC zu dem Schiffs-Deal äußern. Die Geschäfte wurden über Gesellschaften abgewickelt, die in Malta und der britischen Steueroase Isle of Man registriert sind. 2011 seien die Aktien von Bumerz Limited auf Sitki Ayan, einen türkischen Unternehmer und Jugendfreund Erdogans, überschrieben worden, berichtet der "Spiegel". Auch Ayan wollte sich laut EIC nicht zu den Geschäften äußeren.

Die "Agdash" ist auf der Website marinetraffic.com als ein 2007 gebauter Tanker von 150 Meter Länge mit einer Tragfähigkeit von 13.000 Tonnen ausgewiesen.

>>> Bericht im "Spiegel"

(APA/AFP)

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