Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un züchtete sich drei Spitzenmänner für sein Prestigeprojekt hoch. Sie stehen nun im Visier ausländischer Geheimdienste.
Es sind immer dieselben drei Männer, mit denen Kim Jong-un erfolgreiche Raketentests feiert. Ihre Sonderstellung ist auf den offiziellen Fernsehaufnahmen und Fotos deutlich erkennbar: Während die anderen Berater des nordkoreanischen Machthabers sich in seiner Anwesenheit verbeugen, umarmen sich Kim und das Trio vor Freude und lächeln. Diese Spitzenmänner des nordkoreanischen Raketenprogramms - Ri Pyong-chol, Kim Jong-sik und Jang Chang-ha - sind angesichts der jüngsten technischen Fortschritte von großem Interesse für ausländische Geheimdienste.
Nordkoreas Raketenprogramm begann Anfang des Jahrhunderts mit einem anderen Trio: Dem Logistik-Spezialisten Jon Pyong-ho, inzwischen verstorben, sowie dem Wissenschaftler So Sang-guk und dem Militärkoordinator O Kuk-ryol, beide heute im fortgeschrittenem Alter und nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. Ihre Nachfolger habe Kim handverlesen, sagt der Nordkorea-Experte Michael Madden.
Kim baue sich gezielt einen neuen Beraterstab auf, der sich nicht auf die Helfer seines 2011 verstorbenen Vaters und Vorgängers Kim Jong Il stütze, heißt es auch in südkoreanischen Regierungskreisen. "Unter Kim Jong Un werden die Jobs der Atom- und Raketenentwickler nach Leistung vergeben", sagt Madden. An Chan Il, ein übergelaufener nordkoreanischer Offizier, bestätigt dies. "Um die Bürokratie zu umgehen, hat Kim Jong Un diese Technokraten direkt an sich gebunden und steht in engem Kontakt mit ihnen. Das zeigt, welche Dringlichkeit er der Raketenentwicklung beimisst."
Der Prominente Partei-Vertreter: Ri Pyong-chol
Südkoreanischen Experten zufolge ist der ehemalige Luftwaffengeneral Ri die Führungsfigur des Trios - die "große Kartoffel", wie Madden ihn nennt. Er wurde im Jahr 1948 geboren, lächelt auf allen Fotos und ist inzwischen Vize-Direktor der Abteilung für Munitionsherstellung der Arbeiterpartei - die Behörde, die die Entwicklung von Nordkoreas ballistischen Raketen überwacht. "Er dürfte der Vertreter der Partei im Raketenprogramm sein", sagt der Experte Kim Jin Moo in Seoul. Ri wurde zum Teil in Russland ausgebildet.
Der Raketenforscher: Kim Jong-sik
Kim begann seine Karriere in der zivilen Luftfahrt, trägt jedoch jetzt eine Generalsuniform. Sein Alter ist nicht bekannt. Als Nordkorea 2012 erstmals eine Rakete in eine niedrige Umlaufbahn brachte, wurde ihm das gutgeschrieben, sagt Madden. Auf staatlichen Fernsehbildern ist zu sehen, wie er im Privatflugzeug Kim zu einer Startrampe fliegt. Im vergangenen Jahr war er bei der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde Nada, wo er Kim vor einem erfolgreichen Start durch den Kontrollraum führte.
Der Unbekannte: Jang Chang-ha
Über Jang ist am wenigsten bekannt. Er ist der Präsident der Nationalen Akademie für Rüstungsforschung, die für die Erforschung und Entwicklung fortgeschrittener Waffensysteme zuständig ist. Südkoreanischen Medienberichten zufolge arbeiten dort 15.000 Menschen, darunter 3000 Raketen-Ingenieure. Das US-Finanzministerium führt Jang seit Dezember 2016 auf einer Sanktionsliste. In der Akademie dürften auch Atomwaffen entwickelt werden.
(APA/Reuters)