Raketenabwehr: USA proben Ernstfall

Eine Interkontinentalrakete startet von der Basis in Kalifornien.
Eine Interkontinentalrakete startet von der Basis in Kalifornien.(c) REUTERS (Handout .)
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Washington will nach dem jüngsten nordkoreanischen Raketentest erstmals den Abschuss einer Interkontinentalrakete durch sein Raketenabwehrsystem proben und schickt zwei Langstreckenbomber nach Südkorea.

Erstmals wollen die USA am Dienstag den Abschuss einer Langstreckenrakete durch ihr nationales Abwehrsystem testen. Die Übung erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen mit dem militärisch hochgerüsteten Nordkorea, das die Welt in diesem Jahr bereits mit zwölf Raketentests provozierte - zuletzt am Montag.

Die Bilanz der vorangegangenen US-Abfangversuche war durchwachsen. Nun will das US-Militär sein technologisch hochkomplexes sogenanntes Ground-Based Midcourse Defense System (GMD) mit einer besonders schnell anfliegenden Interkontinentalrakete auf die Probe stellen. Die bisherigen Testläufe erfolgten mit langsameren Flugkörpern. Die Rakete wird auf einem Militärgelände auf den Marshall-Inseln im Pazifik abgeschossen und soll im Flug von einer Abwehrrakete zerstört werden, die von einer Basis im Bundesstaat Kalifornien startet.

USA demonstrieren ihre Bündnisstärke

Am Montag ließen die US-Streitkräfte mit der Entsendung zweier Langstreckenbomber nach Südkorea ihre Muskeln spielen. Zwei Überschallbomber des Typs B-1B seien bereits am Montag, nur wenige Stunden nach einem erneuten Raketentest durch Nordkorea, über dem Luftraum vor der Ostküste erschienen, berichtete der südkoreanische Sender KBS am Dienstag. Der Sender berief sich auf Regierungskreise. Anschließend hätten die US-Bomber an Übungen mit Südkoreas Luftwaffe teilgenommen.

Die USA hatten in der Vergangenheit als Zeichen der Bündnisstärke bereits mehrmals Langstreckenbomber über Südkorea fliegen lassen. Beim B-1B Lancer handelt es sich laut dem Hersteller Boeing um einen "konventionellen Bomber". Die ursprünglich für die Beförderung von Atomwaffen konzipierte B-1 wurde später entsprechend umgerüstet.

Der Norden verschärfte daraufhin am Dienstag seine Rhetorik gegenüber den USA und ihrem regionalen Verbündeten am Dienstag und warf Washington militärische Provokation vor. Die USA hätten die Bomber von ihrer Pazifikinsel Guam geschickt, um "erneut eine Übung für den Abwurf von Atombomben durchzuführen", hieß es in den Staatsmedien.

Nordkorea droht mit "größeren Geschenken"

Der Test einer einer modifizierten Scud-Kurzstreckenrakete am Montag sei von Staatschef Kim Jong-un persönlich überwacht worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Kim habe die Entwicklung noch stärkerer strategischer Waffen angeordnet.

Der große Erfolg der nordkoreanischen Anstrengungen bei der Raketenentwicklung bereite den "Yankees" große Sorgen und entmutige "die Gangster ihrer südkoreanischen Marionettenarmee", zitierte die Agentur den Staatschef. Man werde den USA künftig noch "größere Geschenkpakete" als Vergeltung für ihre militärischen Provokationen zustellen.

Nordkorea arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung interkontinentaler ballistischer Raketen, die auch die USA erreichen könnten. Mit Dutzenden Raketentests und zwei Atomwaffentests seit Anfang vergangenen Jahres hat Nordkorea wiederholt gegen UN-Resolutionen verstoßen. Zuletzt hat US-Präsident Donald Trump Nordkorea beim G7-Gipfel in Italien als "Weltproblem" bezeichnet, das gelöst werde.

(APA/Reuters)

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