Die Premierministerin sah schon wie die strahlende Siegerin der Parlamentswahl aus. Nun muss sie sich ins Ziel retten.
London. Was bis vor wenigen Tagen noch undenkbar war, scheint auf einmal möglich. In Reden leitet der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn auf einmal Sätze mit den Worten ein: „Wenn ich Premierminister bin . . .“ Von Journalisten, die zuvor die Chancen auf seinen Wahlsieg so wahrscheinlich wie eine Abdankung der Queen beziffert hatten, wird der Labour-Chef nun gefragt: „Was wären Ihre ersten Worte, wenn Sie mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel über den Brexit sprechen“, worauf er antwortete: „Ich bin ein Corbyn.“
So gut gelaunt, entspannt und schlagfertig hat man den 68-jährigen Oppositionsführer noch nie gesehen. Der Grund ist eine Trendwende in den Umfragen für die Parlamentswahlen am Donnerstag. Der Vorsprung der konservativen Premierministerin Theresa May, der Ende April bei 20 Punkten lag, ist mittlerweile in einzelnen Untersuchungen auf bis zu drei Pünktchen und eine Pattstellung im neuen Unterhaus geschrumpft.