Theresa May: Die bleierne Lady

Hölzern, reizbar, roboterhaft: Premierministerin Theresa May hat ein Problem damit, bei Kontakten mit britischen Wählern spontan und authentisch zu wirken.
Hölzern, reizbar, roboterhaft: Premierministerin Theresa May hat ein Problem damit, bei Kontakten mit britischen Wählern spontan und authentisch zu wirken.(c) REUTERS (POOL New)
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Am Donnerstag finden in Großbritannien Unterhauswahlen statt. Theresa May, Premierministerin und Spitzenkandidatin der konservativen Tories, will den Brexit durchexekutieren und ihrer Partei ein sozialeres Image verpassen.

Eines muss man Theresa May zugestehen: Sie selbst wollte nie mit der „eisernen Lady“ Margaret Thatcher verglichen werden, die von 1979 bis 1990 als erste Frau britische Premierministerin war und zur Säulenheiligen der Konservativen wurde. Stattdessen schmückt sich die zweite Tory-Politikerin in der Downing Street gern etwas kokett mit der Beurteilung ihres Parteikollegen Ken Clarke: „Sie ist eine verdammt schwierige Frau“. Der Wahlkampf für die britische Parlamentswahl am Donnerstag hat das eindrucksvoll bewiesen, freilich nicht zum Vorteil Mays. Sie entpuppte sich zuletzt als bleierne Lady.

Denn mit dem Verlassen der Machtzentrale in London verließ May offensichtlich auch ihre Komfortzone. Hinter einem Podium in der Downing Street oder am Rednerpult im Parlament dominiert die Premierministerin das Geschehen. Doch steht sie ungeschützt der Öffentlichkeit gegenüber, zerbricht dieser Schein. Sie wolle „mehr Zeit mit echten Wählern verbringen“, hatte May ihre Weigerung begründet, sich einer TV-Debatte mit Herausforderer Jeremy Corbyn (siehe unten) zu stellen. Das war ein doppelter Fehler. Nicht nur erschien sie damit unsicher, abgehoben und unehrlich. Auch konnte sie in den Begegnungen mit „echten Wählern“ nicht punkten: Ihre Auftritte vor handverlesenem Publikum erinnern in gespenstischer Art an frühere Sowjetführer.

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