Vor der Parlamentswahl am Donnerstag heißt es Endspurt für die Parteien. Universitätsstädte wie Cambridge trifft der Brexit besonders hart. Die Liberaldemokraten spüren Aufwind.
Wer in Cambridge den Kontakt zum Wähler sucht, muss in die Außenbezirke ausweichen. Im historischen Stadtzentrum wuselt es von Touristen, Studenten und Besuchern, die zu den Abschlussfeiern ihrer Töchter und Söhne in die weltberühmte Universitätsstadt gekommen sind. Die vorgezogene Parlamentswahl am Donnerstag ist hier kaum ein Thema: „Ich hatte immer eine schlechte Meinung von Politikern. Was wir heute erleben, beweist nur die Richtigkeit meiner Position“, sagt John zur „Presse“. Wie die Wahlen ausgehen werden, „kann ich mir denken, und es freut mich absolut nicht.“ Der 57-jährige Lehrer spielt auf den erwarteten Sieg der Konservativen an.
Doch eine Wahl, die vor wenigen Tagen noch wie eine „pompöse Krönung“ (so der Parteichef der Liberaldemokraten, Tim Farron) von Premierministerin Theresa May aussah, entwickelt sich in der Schlussphase zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Warum, das lässt sich eben dort beobachten, wo die Wähler sind. In Cambridge liefern sich der Kandidat der Konservativen, John Hayward, Liberaldemokrat Julian Huppert und der derzeitige Abgeordnete Daniel Zeichner von der Labour Party einen harten Kampf. In den vergangenen 25 Jahren wechselte das Mandat zwischen Liberaldemokraten und Labour, aber in den 1970er-Jahren wählte Cambridge auch konservativ. Im Vorjahr stimmten 74 Prozent für den Verbleib in der EU.