Khan: "Habe keine Zeit auf Tweets von Trump zu antworten"

Sadiq Khan bei der Trauerfeier in London nach dem Anschlag von Samstagnacht.
Sadiq Khan bei der Trauerfeier in London nach dem Anschlag von Samstagnacht.APA/AFP/ODD ANDERSEN
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Der Londoner Bürgermeister kritisierte erneut den US-Präsidenten. Trumps Politik gehe gegen alles "wofür wir stehen". Deshalb sei dessen Besuch in London unangemessen.

Der Streit von Londons Bürgermeister Sadiq Khan und US-Präsident Donald Trump geht in die Verlängerung. Das Weltbild der beiden Politiker könnte nicht viel weiter auseinander liegen: einerseits der weltoffene, muslimische Bürgermeister einer vielschichtigen Metropole, andererseits der protektionistische "America first"-Präsident, der Muslime aus mehreren Ländern an der Einreise hindern will.

"Ich hab mich seit Samstag darauf fokussiert, mit der furchtbaren Attacke auf unsere Stadt, auf die Londoner und auf Besucher fertig zu werden. Ich habe wirklich keine Zeit auf Tweets von Donald Trump zu antworten", sagte Khan vor Journalisten. "Und wir werden niemandem erlauben, ob das Donald Trump ist oder jemand anderer, unsere Gemeinschaf zu spalten", sagte Khan, der auch den muslimischen Glauben verteidigt: "Diese Terroristen (...) glauben an eine perverse, verdrehte, giftige Form des Islam, die ich nicht anerkenne und die diesen Glauben, so wie ich ihn kenne, nicht repräsentiert."

Khan bezeichnete außerdem erneut den geplanten Staatsbesuch des US-Präsidenten in Großbritannien als unangemessen. Bereits nach der Einladung durch Premierministerin Theresa May habe er gesagt, dass Trump nicht der rote Teppich ausgerollt werden dürfe. "Daran hat sich nichts geändert", sagte Khan am Dienstag der BBC.

"In einer besonderen Beziehung ist es so wie mit einem guten Freund. In schlechten Zeiten stehst du ihm bei, aber du sagst ihm auch, wenn er Unrecht hat", sagte Khan der BBC am Dienstag. Und es gebe viele Dinge, bei denen sich Trump irre.

Trump über Khans Terror-Reaktion: "Armselige Ausrede"

Khan hatte nach dem Terroranschlag am Samstagabend gesagt, es gebe keinen Grund, wegen des erhöhten Polizeiaufgebots in der Stadt in Alarmstimmung zu verfallen. Trump kritisierte dies auf Twitter als "armselige Ausrede". Khan erwiderte, die Politik des US-Präsidenten gehe gegen alles, "wofür wir stehen". Damit bezog er sich unter anderem auf das von Trump angestrebte Einreiseverbot für Menschen aus mehreren muslimischen Ländern. Khan hatte außerdem betont: "Wir werden diese Feiglinge nie gewinnen lassen, und wir werden uns nie vom Terrorismus einschüchtern lassen."

Doch selbst die konservative Regierung stärkt dem Labour-Politiker Khan den Rücken. Khan habe gutes Krisenmanagement gezeigt. Selbst der US-Botschafter in London lobte Khan auf Twitter, was in den USA durchaus für Aufsehen sorgte. Am Trump-Besuch in Großbritannien wird aber nicht gerüttelt. Außenminister Boris Johnson, einst selbst Londoner Bürgermeister, sagte am Dienstag, er sehe "keinen Grund", die Einladung an Trump zurückzuziehen. Er lobte aber, Khan habe sich in der Situation richtig verhalten. Auch Premierministerin Theresa May lobte das Stadtoberhaupt, hielt sich mit Kritik an Trump jedoch zurück. Der US-Präsident wird voraussichtlich im Oktober ins Königreich reisen.

(APA/dpa)

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