Umfragen sehen Tories-Vorsprung weiter schmelzen

Die Premierministerin vermeidet den direkten Kontakt mit politischer Konkurrenz und setzt auf intensive Wahlkampftouren, doch ihre Kampagne ist nicht besonders erfolgreich.
Die Premierministerin vermeidet den direkten Kontakt mit politischer Konkurrenz und setzt auf intensive Wahlkampftouren, doch ihre Kampagne ist nicht besonders erfolgreich.REUTERS
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Premierministerin May liegt mit ihrer konservativen Partei laut einer Umfrage nur mehr vier Prozentpunkte vor der Labour-Partei von Jeremy Corbyn.

Einen Tag vor der Parlamentswahl in Großbritannien wird es eng zwischen den beiden großen Parteien. Zwar haben die Konservativen von Premierministerin Theresa May in den Umfragen noch immer die Nase vorn, aber die von Jeremy Corbyn geführte Labour-Partei verringerte den Abstand am Mittwoch weiter.

Nach der letzten YouGov-Umfrage lagen die Tories mit 42 Prozent der Stimmen nur noch vier Punkte vor Labour mit 38 Prozent. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Opinium hat Mays Partei mit 43 Prozent immerhin sieben Prozentpunkte Vorsprung. Bei ICM betrug der Abstand zwischen den Parteien zuletzt ganze 11 Punkte mit 45 Prozent für die Konservativen und 34 Prozent für Labour. Corbyns Partei legte in den vergangenen Wochen deutlich zu. Labour hatte Anfang Mai zeitweise unter der 30-Prozent-Marke gelegen.

In Großbritannien wird an diesem Donnerstag ein neues Parlament gewählt. Premierministerin May hatte entgegen aller Versprechen Neuwahlen ausgerufen. Sie hofft auf eine klare Parlamentsmehrheit und damit auf mehr Rückenwind für die komplizierten Verhandlungen über den EU-Austritt. Ein weiteres Ziel ist es, die Stimmen der Brexit-Gegner im Parlament zu dämpfen. Doch nach mehreren Terroranschlägen in Großbritannien, verdrängt die Sicherheitsdebatte mehr und mehr den Brexit aus dem Wahlkampf.

May will Menschenrechts-Gesetze ändern

Wegen Äußerungen zu Terrorabwehr und Menschenrechten ist Premierministerin May am letzten Tag vor den Parlamentswahlen stark in die Kritik geraten. Labour-Chef Jeremy Corbyn sagte der BBC: "Wir werden den Terrorismus nicht besiegen, indem wir unsere Grundrechte und unsere Demokratie zerreißen."

Vielmehr brauche das Land mehr Polizisten und zusätzliche Investitionen in die Sicherheitskräfte. Corbyn kritisierte Kürzungen der konservativen Regierung im Polizeietat. May hatte versprochen, künftig härter gegen Terroristen vorzugehen. Dazu sei sie auch bereit, Menschenrechte einzuschränken, um Terrorverdächtige länger festhalten oder schneller abschieben zu können, sagte May am Dienstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Slough, westlich von London. "Wenn unsere Menschenrechtsgesetze uns daran hindern, dann werden wir diese Gesetze ändern, damit wir es tun können. Wenn ich am Donnerstag zur Premierministerin gewählt werde, beginnt diese Arbeit am Freitag."

In einem Interview der "Sun" sagte May auch, sie sei bereit, den Zeitraum, in dem Terrorverdächtige ohne Haftbefehl festgehalten werden können, von 14 auf 28 Tage auszudehnen. Der ehemalige liberaldemokratische Vize-Premier Nick Clegg warf May im BBC Radio vor, mit ihrer Rhetorik den rechten Medien in die Hände zu spielen. Sie wolle einer "lahmen" Wahlkampagne neuen Schwung geben. London wurde in den letzten zwei Wochen drei Mal durch terroristische Anschläge erschüttert, zuletzt Samstagnacht, als Attentäter mit einem Fahrzeug in die Menge fuhren und danach auf Passanten einstachen.

Labour tauscht innenpolitische Sprecherin

Und nur einen Tag vor der britischen Parlamentswahl musste Labour-Parteichef Corbyn seine innenpolitische Sprecherin ausgetauscht. Diane Abbott müsse sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Wahlkampf zurückziehen, sagte Corbyn der BBC am Mittwochmorgen. Als Ersatz nannte der Labour-Chef später die derzeitige polizeipolitische Sprecherin Lyn Brown.

In den britischen Medien kursieren Gerüchte über den möglicherweise ernsten Gesundheitszustand Abbotts. Sie hatte kurzfristig mehrere Wahlkampftermine absagen müssen. Abbott war zuvor heftig in die Kritik geraten, weil sie in verschiedenen Interviews verworrene Aussagen zum Labour-Programm gemacht hatte.

(APA/dpa)

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