Vor der heutigen Parlamentswahl büßte Premierministerin Theresa May fast den gesamten Vorsprung gegen den Herausforderer ein. Wahlarithmetik begünstigt aber die Regierung.
London. Heftige Winde tosen dieser Tage über Großbritannien. Aber stürmisch ist nicht nur die Wetterlage, auch politisch hat sich im Wahlkampf einiges zusammengebraut. „Das ist keine Zeit für einen Lehrling“, warnte die konservative Premierministerin Theresa May bis zuletzt vor einer Stimmabgabe für ihren Herausforderer Jeremy Corbyn von der oppositionellen Labour Party. Doch nicht nur der Terror mit zwei schwerwiegenden Anschlägen in den vergangenen zwei Wochen machte der Regierungschefin einen Strich durch die Rechnung. Die Zahl der Todesopfer nach dem Angriff in London von Samstag stieg gestern, und May musste sich vor allem wegen Kürzungen bei den Sicherheitskräften verteidigen.
Mit scharfen Worten versuchte sie vor der Wahl am Donnerstag die Meinungsführerschaft zurückzugewinnen. May forderte längere Gefängnisstrafen, schnellere Ausweisungen und längere Festnahmen von Verdächtigen. „Wenn das im Widerspruch zu den Menschenrechtsgesetzen stehen sollte, dann werden wir eben die Menschenrechtsgesetze ändern.“ Dennoch war May in den letzten Stunden weit entfernt von der „Krönung zur Queen Theresa“, wie dies erwartet worden war, als sie Ende April entgegen früherer Versprechungen Neuwahlen vom Zaun gebrochen hatte. Von den bis zu 20 Punkten Vorsprung in den Meinungsfragen, die sie zeitweise gehalten hatte, waren gerade noch zwei Pünktchen übrig.