Melania Trump und Sohn Barron sind nun auch nach Washington gezogen. Wird dies einen mäßigenden Einfluss auf den Präsidenten haben?
Washington. Zum ersten Mal seit seinem Einzug ins Weiße Haus vor fast fünf Monaten ist Präsident Donald Trump wieder mit seiner Familie unter einem Dach. Melania Trump und ihr elfjähriger Sohn Barron sind am Wochenende offiziell aus New York nach Washington umgezogen. Viele New Yorker sind erleichtert: Im Trump Tower in Manhattan hatte die First Lady in den vergangenen Monaten für kostspielige Sicherheitsmaßnahmen gesorgt. In Washington begrüßen manche Beobachter den Umzug ebenfalls: Sie hoffen, dass Melania Trump mäßigend auf ihren Mann einwirken kann.
Am Montagmorgen blieben jedenfalls zunächst die sonst gefürchteten Twitter-Kommentare aus. Der Präsident wies nur auf ein Interview seiner Tochter und Beraterin Ivanka im Nachrichtensender Fox News hin. Ivanka Trump, ihr Mann Jared Kushner und andere Mitarbeiter drängen den 70-jährigen seit Langem zur Twitter-Abstinenz. Trumps Anwälte belehrten den Präsidenten zudem, dass seine Stellungnahmen, etwa zur Russland-Affäre, gegen ihn verwendet werden könnten. Der Staatschef hat sich bisher allerdings nicht davon abbringen lassen, häufig bereits frühmorgens polemische Stellungnahmen via Twitter unters Volk zu bringen.
Unlängst hatte die „Washington Post“ über die Einsamkeit des Präsidenten berichtet. Vorgänger Barack Obama war bekannt dafür, dass er stets mit seiner Familie zu Abend aß. Bei Trump war ein solcher Familienalltag bisher nicht möglich. Deshalb vertrieb sich der Präsident anderweitig die Zeit. An einem Abend soll Trump einige private Gäste – die Rockstars Ted Nugent und Kid Rock sowie die Ex-Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin – vier Stunden lang mit einem Abendessen und einer Führung durchs Weiße Haus unterhalten haben. Trump hatte einfach nichts Besseres zu tun.
Nun ist es mit dem Strohwitwerdasein vorbei. Nicht nur Melania und Barron leisten Trump ab jetzt Gesellschaft im Weißen Haus. Auch die Eltern der First Lady, Amalija und Viktor Knavs, werden häufig in der Präsidentenresidenz zu Gast sein, wie die Presse meldete. Barrons Großeltern hatten sich in New York häufig um ihren Enkel gekümmert. Nun werden die Knavs zwar nicht ständig im Weißen Haus leben, wie es bei der Mutter von Michelle Obama der Fall war. Doch Trumps Schwiegereltern runden den Wandel des Weißen Hauses von einer Junggesellenbude zu einem Familienheim ab.
Rätselhaft bleibt indes, wie viel Einfluss die Ehefrau des Präsidenten auf ihren Mann hat: Melania Trump hatte sich in den ersten Monaten der Amtszeit kaum in der Öffentlichkeit gezeigt. Offiziell hieß es, ihr gehe es vor allem um Barron, der sein Schuljahr in New York abschloss und ab Herbst eine teure Privatschule – das Schulgeld beträgt rund 40.000 Dollar im Jahr – in Potomac, einem Vorort von Washington, besuchen soll.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2017)