Papst würdigt Kohl als "großen Staatsmann"

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Mit Kondolenzbüchern, Trauerbeflaggung und Gedenkwachen in seiner Heimat Rheinland-Pfalz wird an Kohl erinnert. Der CDU-Politiker war Freitag früh im Alter von 87 Jahren in seiner Heimatstadt Ludwigshafen gestorben.

Papst Franziskus hat in seinem Gespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel seine Anteilnahme angesichts des Todes von Helmut Kohl ausgedrückt. Das Katholiken-Oberhaupt habe den früheren deutschen Bundeskanzler als "großen Staatsmann" gewürdigt, sagte die CDU-Politikerin am Samstag nach einer Privataudienz im Vatikan.

"Als großer Staatsmann und überzeugter Europäer hat Bundeskanzler Kohl mit Weitblick und Hingabe für das Wohl der Menschen in Deutschland und der europäischen Nachbarn gearbeitet", hieß es in einem Telegramm von Franziskus. "Der barmherzige Gott lohne ihm sein unermüdliches Wirken für die Einheit Deutschlands und die Einigung Europas sowie seinen Einsatz für Frieden und Versöhnung."

Merkel hatte Kohl am Freitag als "großen Europäer" und als "Glücksfall für uns Deutsche" bezeichnet. Die Nachricht von Kohls Tod erreichte die Regierungschefin während des Besuches in Rom.

Kondolenzbücher und Trauerbeflaggung - Abschied von Kohl

Nach dem Tod von Kohl nehmen die Menschen Abschied vom langjährigen deutschen Bundeskanzler und Wegbereiter der Wiedervereinigung. Mit Kondolenzbüchern, Trauerbeflaggung und Gedenkwachen in seiner Heimat Rheinland-Pfalz wird an Kohl erinnert. Der CDU-Politiker war Freitag früh im Alter von 87 Jahren in seiner Heimatstadt Ludwigshafen gestorben.

Kohls Tod hatte in Deutschland und international Trauer ausgelöst. Die CDU legte in ihrer Zentrale in Berlin ein Kondolenzbuch für Kohl aus und richtete ein Online-Kondolenzbuch ein. In Kohls Heimat Rheinland-Pfalz wurden am Samstag vor den obersten Landesbehörden die Flaggen auf halbmast gesetzt. Ab Sonntag soll in der dortigen Staatskanzlei ein Kondolenzbuch für den Altkanzler ausliegen, ab Montag ebenso bei der CDU Rheinland-Pfalz. Auch mehrere Nachrichtenportale richteten online Kondolenzbücher ein.

Die Junge Union rief Mitglieder aus ganz Deutschland dazu auf, sich am Samstagabend vor Kohls Wohnhaus in Ludwigshafen-Oggersheim zu einer Gedenkwache zu versammeln. Der Deutsche Fußball-Bund beantragte nach Kohls Tod beim Weltverband, im ersten Spiel beim Confederations Cup am Montag in Russland mit Trauerflor auflaufen zu dürfen.

Unklar war zunächst, wann und wo es einen Staatsakt für Kohl geben wird. Entscheidungen dazu seien noch nicht gefallen, hieß es am Samstag aus der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und aus dem Bundespräsidialamt.

Politiker aus dem In- und Ausland ehrten Kohl als großen Staatsmann und würdigten seine Verdienste um die Deutsche Einheit und Europa. Der CDU-Politiker hatte nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989 mit den Staats- und Regierungschefs Russlands, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die Bedingungen für die Deutsche Einheit ausgehandelt. Er gilt als Kanzler der Einheit und Wegbereiter der Europäischen Union.

Seit einem Sturz und Schädel-Hirn-Trauma 2008 war Kohl schwer krank, saß im Rollstuhl und konnte nur schwer sprechen. 2015 hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert. Nach Operationen lag er monatelang im Krankenhaus. Kohl kehrte wieder in sein Haus in Ludwigshafen-Oggersheim zurück, wo er zuletzt im April 2016 noch den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban empfing.

Kohl regierte von 1982 bis 1998 als Bundeskanzler - 16 Jahre, so lange wie bisher niemand vor und nach ihm. Er war treibende Kraft für die EU und eine gemeinsame Währung. Immer wieder hob er die Bedeutung der europäischen Idee für Frieden und Wohlstand hervor. Von 1969 bis 1976 war er Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.

(APA/dpa)

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