Trump: "Größte Hexenjagd in politischer Geschichte"

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Sein Sohn habe sich offen und transparent verhalten, verteidigt der US-Präsident Trump Jr. Ein Treffen des 39-Jährigen mit einer russischen Anwältin befeuert die Russland-Affäre.

Nach der Veröffentlichung brisanter E-Mails zu Russland-Kontakten wächst der Druck auf den ältesten Sohn des US-Präsidenten. So eilte Donald Trump dem 39-Jährigen am Mittwoch zu Hilfe: Donald Trump Jr. sei unschuldig, schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. Er habe sich offen und transparent verhalten und einen "guten Job gemacht". Gleichzeitig fand der Präsident einen neuen Schuldigen: "Das ist die größte Hexenjagd in der politischen Geschichte. Traurig!"

Zuvor hatte der Präsidentensohn selbst mit Hohn und Spott auf die Enthüllungen reagiert. Wenn die Medien und oppositionellen Demokraten nicht mehr aufbieten könnten als dieses "blödsinnige Treffen", entspringe dies der "Verzweiflung", twitterte er. Er verteidigte sein Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaja am Dienstag in einem Interview mit dem Sender Fox News. "Für mich war das eine Recherche über die Opposition", sagte Trump Jr. Er räumte zugleich allerdings ein: "Im Rückblick hätte ich die Dinge wahrscheinlich etwas anders gemacht."

Allerdings bestätigte er im Zuge seiner Vorwärtsverteidigung die Berichte in allen wesentlichen Details - auch, indem er selber einen Mailwechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone vom Juni 2016, über den die "New York Times" berichtet hatte, veröffentlichte. Der Medienunternehmer soll die Zusammenkunft mit der Anwältin eingefädelt haben. In dem Mail zeigt Trump Jr. sich erfreut über die Aussicht, von Russland belastendes Material über die demokratische Kandidatin Hillary Clinton erhalten zu können: "Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich das."

Donald Trump soll nichts gewusst haben

Das eigentliche Treffen mit Veselnitskaja verlief in den Augen des Präsidentensohns enttäuschend, wie er gegenüber Fox News sagte. Die Begegnung seien "nur 20 vergeudete Minuten" gewesen. Seinem Vater habe er nichts von dem Treffen erzählt. "Es war nichts, es gab nichts zu berichten", sagte er.

Heftige Kritik kam vonseiten der Demokraten. Clintons Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine erklärte, die neuen Enthüllungen deuteten auf einen Meineid und "möglichen Verrat" hin. Der demokratische Senator Ron Wyden sagte, angesichts der E-Mails stehe nun außer Frage, dass Trumps Wahlkampfteam versucht habe, "mit einer feindlichen ausländischen Macht zu konspirieren, um Amerikas Demokratie zu untergraben". Trump Jr. und allen anderen Involvierten blühen nun Befragungen vor den Geheimdienstausschüssen des Senats und des Repräsentantenhauses.

Rechtsexperten zufolge könnten sich die mit der Russland-Affäre befassten Ermittler nun mit der Frage beschäftigen, ob Trump Jr. gegen US-Wahlgesetze verstoßen hat.

Schützenhilfe bekam der angeschlagene Trump-Sprössling aus Moskau. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, es sei grotesk, dass Trumps Sohn sich Vorwürfe anhören müsse, weil er sich mit einer russischen Anwältin getroffen habe. "Was soll das für ein Problem oder eine Bedrohung sein?" Er habe von dem Vorgang jedenfalls nichts gewusst und erst aus dem Fernsehen erfahren.

Skandalsohn Trump Junior

Der älteste Sohn ist für den Präsidenten mit der Affäre jedoch zu einem Risikofaktor geworden. Zwar sorgte Donald Trump Junior schon früher für so manchen Skandal, doch die waren vergleichsweise überschaubar. Vor Jahren etwa sorgten Fotos von einer Großwildjagd mit Bruder Eric in Simbabwe für Wirbel. Im Wahlkampf verglich er dann Flüchtlinge mit einer Schüssel Bonbons, unter denen einige vergiftet seien. Und er empfahl Frauen, die im Job sexuell belästigt werden, den Ausstieg aus dem Berufsleben.

Eine engere Beziehung zum Vater hat der älteste Sohn, der wie Eric und Ivanka aus der ersten Ehe des Immobilienmoguls mit dem tschechischen Model Ivana Trump stammt, übrigens erst als Erwachsener entwickelt. Als Kind litt er schwer unter der Scheidung seiner Eltern. Später führte er ein Partyleben mit reichlich Alkoholkonsum. Nach dem Studium zog der Trump-Sohn in den Skiort Aspen in Colorado, wo er als Barkeeper jobbte. Wegen öffentlicher Trunkenheit landete er einmal in New Orleans kurzzeitig hinter Gittern.

Von der Schickeria zum Familienmensch

Doch Trump Jr. kehrte schließlich in den Schoß der Familie zurück. Im Jahr 2001 stieg er in die Trump-Unternehmen ein, wo er es bis zum Vizechef brachte. Zugleich räumte er sein Privatleben auf. Donald Trump Junior beendete den Alkoholkonsum, heiratete - selbstverständlich ebenfalls ein Model - und wandelte sich zum Familienmenschen. Inzwischen hat er fünf Kinder.

Von der Schickeria hält sich der älteste Trump-Sprössling weitgehend fern. Lieber geht er Jagen und Angeln - diese Leidenschaft hatte er als Kind während Ferienbesuchen bei den tschechischen Großeltern entwickelt. Mit seiner Bodenständigkeit und rauen Rhetorik kommt Donald Trump Junior bei einem Großteil der Trump-Wählerschaft sicherlich besser an als die durchgestylte Ivanka.

(APA/AFP/Reuters/dpa)

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