Trump und Putin bei G-20: Smalltalk oder Geheimtreffen?

Die Szenerie beim Abendessen in der Elbphilharmonie am 7. Juli. Donald Trump saß eigentlich im Bild vorne links neben der argentinischen First Lady Juliana Macri. Wladimir Putin (im Bild oben rechts) saß neben Ivana Trump.
Die Szenerie beim Abendessen in der Elbphilharmonie am 7. Juli. Donald Trump saß eigentlich im Bild vorne links neben der argentinischen First Lady Juliana Macri. Wladimir Putin (im Bild oben rechts) saß neben Ivana Trump.(c) APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ (TOBIAS SCHWARZ)
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US-Präsident Trump und der russische Staatschef Putin sollen nach einem Abendessen lange geplaudert haben. Ein Augenzeuge sagt "privat und lebhaft", Trump nennt die "Geheimdinner"-Vorwürfe "krank".

US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin sollen beim G-20-Gipfel in Hamburg nach ihrer mehr als zweistündigen Unterhaltung ein zweites Mal miteinander gesprochen haben. Das berichteten am Dienstag (Ortszeit) mehrere US-Medien, darunter die "Washington Post" und CNN unter Berufung auf eine Quelle im Weißen Haus.

Trump schien das Gespräch an sich in einem Tweet indirekt einzuräumen, wollte darin aber nichts Verwerfliches erkennen und warf den Medien im Gegenzug Stimmungsmache vor. Ein Sprecher des Weißen Hauses lieferte folgende Erklärung für das Treffen: Es habe sich um eine "kurze Unterhaltung am Ende des Abendessens" gehandelt. Es habe keinerlei Versuche gegeben, dieses Treffen zu verbergen. Die Sache habe sich so zugetragen, dass Trump mit mehreren Personen beim Essen gesprochen habe. Am Ende des Termins sei er dann auf eine Frau zugegangen sei, die neben Putin saß. Bei dieser Gelegenheit habe auch ein kurzes Gespräch mit Putin stattgefunden.

Medien stellen die Situation so dar: Der Republikaner soll sich während des Abendessens der Staats- und Regierungschefs in der Hamburger Elbphilharmonie von seinem Platz neben Japans Ministerpräsident Shinzo Abe entfernt und neben Putin gesetzt haben. Das Gespräch der beiden, begleitet nur von einem russischen Dolmetscher, habe rund eine Stunde gedauert, heißt es in den Medienberichten. Über Inhalte wurde nichts bekannt.

Über das Treffen hatte zunächst der Präsident des Beratungsunternehmens Eurasia Group, Ian Bremmer, in einem Schreiben an Kunden berichtet. Demnach stand Trump nach der Hälfte des Dinners vom Tisch auf und sprach fast etwa Stunde lang "privat und lebhaft" mit Putin, "nur in Anwesenheit von Putins eigenem Übersetzer". Die anderen Staats- und Regierungschefs seien über die Abwesenheit eines amerikanischen Übersetzers verwundert gewesen, weil dies ein "Bruch des Protokolls für nationale Sicherheit" darstelle. In einem Bericht der "New York Times" hieß es, diese Begegnung der beiden Männer sei von der US-Regierung nicht offiziell vermerkt worden.

"Was wurde dort besprochen?"

"Die Falschnachricht zu einem geheimen Dinner mit Putin ist krank", schrieb Trump kurz danach auf Twitter. Schließlich seien alle G-20-Spitzen und deren Partner von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen worden. "Selbst einem für 20 Spitzenpolitiker organisierten Abendessen in Deutschland wird ein finsterer Anstrich verpasst", schimpfte Trump.

Kritik kommt naturgemäß von den Demokraten, etwa von Eliot Engel, der im Außenpolitischen Ausschuss im US-Repräsentantenhaus sitzt: Die Berichte über das zweite, bisher unbekannte Gespräch der beiden Präsidenten in Hamburg lasse "gleich mehrere Alarmglocken schrillen", erklärte der Demokrat Eliot Engel. "Was wurde dort besprochen, das nicht während des ersten zweistündigen Treffens besprochen werden konnte? Warum waren keine anderen Regierungsvertreter - und nicht einmal ein (US-)Dolmetscher - zugegen? Und warum hat das Weiße Haus aus diesem Treffen ein Geheimnis gemacht?" Trump sei den Amerikanern eine Erklärung schuldig.

Trump steht wegen der Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams unter Druck. In der Affäre ermitteln derzeit mehrere Kongressausschüsse sowie die Bundespolizei FBI und der vom Justizministerium eingesetzte Sonderermittler Robert Mueller. Sie gehen dem Verdacht möglicher Absprachen zwischen Trump-Mitarbeitern und der Führung in Moskau während des Präsidentschaftswahlkampfes im vergangenen Jahr nach.

US-Botschafter in Moskau nominiert

Indes hat Trump den ehemaligen Gouverneur von Utah, Jon Huntsman, als US-Botschafter in Moskau nominiert. Das teilte das Weiße Haus in Washington am Dienstag (Ortszeit) mit. Huntsman war unter Ex-Präsident George Bush bereits US-Botschafter in Singapur und unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama US-Botschafter in China. 2012 hatte Huntsman sich um die Kandidatur der Republikaner für die Präsidentschaftswahl beworben.

(APA/dpa)

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