Der Senator und Trump-Kritiker ist an Krebs erkrankt.
Wien/Washington. Die Genesungswünsche kamen aus beiden politischen Lagern, und die Kontroverse um die Gesundheitsreform war für kurze Zeit vergessen. Die Nachricht vom Gehirntumor John McCains, des über die Parteigrenzen anerkannten republikanischen Senators und außenpolitischen Falken, hat Washington so erschüttert wie 2008 jene vom Hirntumor Edward Kennedys, seines demokratischen Widerparts. Bei der Operation eines Blutgerinnsels oberhalb des Auges hatten die Ärzte in der Mayo-Klinik in Phoenix beim 80-jährigen McCain den Krebs entdeckt.
Der Ex-Präsidentschaftskandidat ging keinem Streit aus dem Weg – nicht gegenüber seinem ehemaligen Kontrahenten Barack Obama und schon gar nicht gegenüber Donald Trump, der sich im Wahlkampf über die Meriten des Vietnamveteranen mokiert hatte. Als Kampfpilot war McCain fünf Jahre im sogenannten Hanoi Hilton eingesperrt gewesen, er hatte der Folter getrotzt und einen Gefangenenaustausch abgelehnt. Seither gilt der Admiralssohn in den USA als Held.
Seine politischen Weggefährten priesen nun den Kampfgeist des selbst ernannten „Maverick“, der den Gestus des Außenseiters pflegt und dafür bekannt ist, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. In der Russland-Affäre war McCain als schärfster interner Kritiker Trumps hervorgetreten. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz ist der Außenpolitikexperte Stammgast.
(Reuters/vier - "Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2017)