Spicer tritt zurück: Trump ordnet seine Kommunikation neu

Anthony Scaramucci (re.) ist neuer Kommunikationschef, Sarah Sanders wird neue Trump-Sprecherin.
Anthony Scaramucci (re.) ist neuer Kommunikationschef, Sarah Sanders wird neue Trump-Sprecherin.(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
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Trumps umstrittener Sprecher Sean Spicer legt sein Amt Anfang August zurück. Er ist mit dem neuen Kommunikationschef Anthony Scaramucci nicht einverstanden. Trumps Pressesprecherin wird Sarah Huckabee Sanders.

Sean Spicer zieht einen Schlussstrich. Der Sprecher von US-Präsident Donald Trump tritt zurück. "Es war eine Ehre und ein Privilig, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, sowie diesem wunderbaren Land zu dienen", schrieb Spicer auf Twitter und bestätigte damit entprechende Berichte einiger US-Medien. Er wolle sein Amt noch bis Ende August weiterführen.

Wie die "New York Times" am Freitag berichtete sei Spicer mit der Bestellung von Anthony Scaramucci als neuer Kommunikationsdirektor im Weißen Haus nicht einverstanden gewesen. Spicer soll zu Präsident Donald Trump gesagt haben, die Entscheidung für Scaramucci sei "ein großer Fehler", berichtete die "New York Times". Ein Regierungsmitarbeiter sagte dem Sender CNN, Trump habe Spicer gebeten, seinen Posten zu behalten, aber dieser habe dennoch das Handtuch geworfen.

Scaramucci trat Freitagmittag vor die Presse. Sarah Huckabee Sanders, bisher Spicers Stellvertreterin, werde nun Trumps Pressesprecherin. Sanders, Tochter des republikanischen Politikers und gegen Trump unterlegenen Präsidentschaftsbewerbers Mike Huckabee, hatte bereits in den vergangenen Wochen mehrfach die Pressbriefings mit Reportern im Weißen Haus geleitet.

"So viel" erreicht

Scaramucci sieht das Weiße Haus voll auf Kurs, er wolle dem Land dienen. Seinem Vorgänger Spicer wünsche er nur das beste, und dass er "eine unglaubliche Menge Geld" in Zukunft verdiene. Der Präsident selbst dankte Spicer in einer kurzen Mitteilung für seine Arbeit. Er beklagte zugleich, seine Regierung habe bereits "so viel" erreicht, bekomme dafür aber "so wenig Anerkennung".

Das Verhältnis zwischen Spicer und Scaramucci gilt als belastet. Scaramucci gilt auch als Gegenspieler von Trumps Stabschef Reince Priebus. Spicer und Priebus kommen aus dem Parteigefüge der Republikaner, der Investor Scaramucci ist wie Trump ein Außenseiter und kommt aus dem Dunstkreis der Wall Street. Bei der Pressekonferenz betonte Scaramucci aber seine langjährige Freundschaft mit Priebus, man sei wie "Brüder", die sich manchmal streiten.

Scaramucci ist ein wohlhabender Finanzier und Politstratege, der bisher für die Export-Import-Bank der USA arbeitete. Früher war er für das Investmenthaus Goldman Sachs tätig, dem zahlreiche führende Figuren in Trumps Administration, wie etwa Wirtschaftsberater Gary Cohn und Finanzminister Steven Mnuchin entstammen. Scaramucci war auch in der Übergangsphase nach der Wahl und vor der Amtseinführung Trumps für dessen Team tätig.

Der Pressesprecher ist für die tagtägliche Kommunikation mit den Medien verantwortlich, während der Kommunikationsdirektor für die eher grundsätzlichen und strategischen Fragen des Umgangs mit der Öffentlichkeit zuständig ist. Der frühere Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Michael Dubke, war im Mai zurückgetreten. Seitdem hatte Spicer beide Funktionen inne.

Immer wieder Aufregung um Spicer

Spicers Zeit als Pressesprecher des Weißen Hauses fing denkbar schlecht an: In seinem ersten Auftritt im Jänner drohte er den versammelten Journalisten und stellte die unwahre Behauptung auf, das Publikum bei Donald Trumps Vereidigung sei das größte aller Zeiten bei einer Amtseinführung eines US-Präsidenten gewesen. "Punkt."

Seither heimste sich der 45-Jährige immer wieder Kritik und Spott ein. Seine beinahe täglichen Auseinandersetzungen mit den von Trump als "Feinde des amerikanischen Volkes" bezeichneten Medien parodierte die Sketch-Sendung "Saturday Night Live" mehrmals mit der Schauspielerin Melissa McCarthy in der Rolle des "Spicy".

Für den bisher größten Aufschrei seiner kurzen Amtszeit sorgte Spicer Mitte April, als er den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad mit Adolf Hitler verglich. Nicht einmal jemand, der so "verabscheuungswürdig" gewesen sei wie Hitler, sei so tief gesunken, wie Assad chemische Waffen einzusetzen. Er entschuldigte sich kurz darauf, es folgten dennoch Rücktrittsforderungen. Einmal soll er sich in den Garten des Weißen Hauses geflüchtet haben, um Reporterfragen zu entgehen.

Vor seiner Zeit im Weißen Haus war Spicer, der im nordöstlichen US-Bundesstaat Rhode Island aufwuchs, Sprecher der Republikanischen Partei und seit 2015 auch deren Chefstratege. Zuvor hatte er als stellvertretender Handelsbeauftragter für Medien und öffentliche Angelegenheiten für die Regierung des damaligen Präsidenten George W. Bush gearbeitet. In diese Zeit fällt laut einem Porträt auf der Partei-Website auch ein weiterer Dienstposten Spicers: ein Auftritt bei einer Osterfeier im Weißen Haus in einem Hasenkostüm.

Am Freitag war außerdem bekannt geworden, dass der Sprecher von Trumps Anwaltsteams zurückgetreten ist. In seiner Erklärung nannte Mark Corallo am Freitag für den Schritt keine Begründung. Medienberichten zufolge steht das Team von Rechtsberatern aber vor einem Umbau. Mit der Russland-Affäre beschäftigen sich mehrere Parlamentsausschüsse und der Sonderermittler Robert Mueller, der früher FBI-Direktor war. Trump soll bereits nach Wegen suchen, Mueller zu bremsen.

(APA/Reuters)

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