Brief an Trump: Die Parallelwelt im Weißen Haus

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Die Pressesprecherin verliest neuerdings Briefe an den Präsidenten, um Blamagen wie im Senat zu überdecken.

Wien/Washington. Jeden Tag eine gute Nachricht und obendrein am besten noch eine Huldigung an den Präsidenten: So lautet die neue Kommunikationsstrategie des Weißen Hauses, die bereits deutlich die Handschrift Anthony Scaramuccis trägt, des neuen Marketingprofis in Diensten Donald Trumps. Der Ex-Wall-Street-Banker beginnt seinen Arbeitstag, indem er sich morgens in die News-Shows der TV-Sender zuschalten lässt, um den Themen einen positiven Drall zu geben.

Sarah Huckabee Sanders, die neue Pressesprecherin, wollte jüngst ans Herz rühren, als sie aus einem Fanbrief des neunjährigen Dylan vorlas, der Donald Trump als Freund gewinnen will. Die „Briefe an den Präsidenten“ sollen quasi in Serie gehen. Dass das taiwanesische Unternehmen Foxconn ein Werk in Wisconsin errichten und 3000 Jobs schaffen wird, ließ Trump jedenfalls jubeln.

Justin Trudeau als Anti-Trump

Die Nachricht überdeckte indessen nicht die neuerliche Blamage bei der Aufhebung von Obamacare, die zu einer Geschichte des Scheiterns wird. Sieben republikanische Senatoren – darunter der zuletzt heroisch gefeierte John McCain – hatten gegen den Vorschlag votiert, die Gesundheitsreform Barack Obamas abzuschaffen und innerhalb von zwei Jahren eine Alternative vorzulegen. Bisher fehlt der Regierungspartei eine Mehrheit für ein taugliches Gegenkonzept, die Fraktion ist gepalten. Die Abgeordneten stehen zunehmend unter dem Druck der Stammklientel in ihren Wahlkreisen und fürchten um ihre Wiederwahl im kommenden Jahr.

Auch das neue Cover des „Rolling Stone“ wird den Präsidenten nicht sonderlich amüsieren. Das Magazin hob Kanadas Premier Justin Trudeau als Anti-Trump unter der Schlagzeile auf den Titel: „Warum kann er nicht unser Präsident sein?“ v(vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2017)

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