Italien: Kirche nimmt private Seenotretter in Schutz

Am Schiff "Iuventa" entzündete sich der jüngste NGO-Streit.
Am Schiff "Iuventa" entzündete sich der jüngste NGO-Streit.imago/Italy Photo Press
  • Drucken

Freiwillige würden das tun, was "Pflicht der europäischen Staaten" wäre, konstatiert die Bischofskonferenz. Die deutsche Regierung steht in italienischen Medien in der Kritik.

Die Flüchtlingsfachstelle der Italienischen Bischofskonferenz hat den Einsatz der privaten Seenotretter verteidigt. Diese glichen mit Freiwilligen aus, was eigentlich "Pflicht der europäischen Staaten" wäre, sagte der Generaldirektor der "Fondazione Migrantes", Gianni De Robertis, laut Kathpress dem Sender Radio Vatikan (Freitag).

"Der große Skandal ist die Gleichgültigkeit und die Unfähigkeit der EU", fügte er hinzu. Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgen müssten sich weiterhin in die Hände von Verbrechern begeben, weil Europa nicht imstande sei, ihnen einen sicheren Weg zu Schutz zu bieten.

Gegen ein Festhalten in Libyen

De Robertis sprach sich gegen Maßnahmen aus, Migranten in Libyen zurückzuhalten. "Sie dort festzuhalten heißt, sie in einem Lager festzuhalten", sagte er. Menschen, die schon vor dem Tod fliehen, fänden sich "in einer schlimmeren Lage als vorher". Flüchtlinge, die nach Europa gelangten, bestätigten immer wieder, die schlimmste Etappe der Reise sei der Aufenthalt in Libyen. Dort drohten ihnen Folter und Übergriffe. Es gehe um eine Entscheidung, "ob uns wirklich das Leben dieser Menschen am Herzen liegt oder ob wir sie einfach nicht hier haben wollen".

Zu den Ermittlungen gegen die deutsche Hilfsorganisation "Jugend Rettet" sagte De Robertis, falls sich die erhobenen Vorwürfe bewahrheiten sollten, sei dies ein schwerwiegender Fall und zu sanktionieren. Dies dürfe jedoch nicht die "große Arbeit" vergessen lassen, die Nichtregierungsorganisationen zur Rettung von Menschenleben leisteten. Zugleich sprach sich der "Migrantes"-Chef für verbindliche Standards bei der Rettung von Bootsflüchtlingen aus. "Regeln muss es geben", sagte er.

Zum Thema "Jugend Rettet" schrieb die italienische Zeitung "La Repubblica" am Samstag: "Die deutsche Regierung unterstützt derzeit den Verhaltenskodex für die NGOs des italienischen Innenministeriums. Nach der Beschlagnahme des Schiffes "Iuventa" von Jugend Rettet mehren sich in Berlin Gegenstimmen: Und das Parlament legt ein Gutachten vor, das die internationale Verpflichtung zur Seenotrettung vor jede nationale Regel stellt. Die Regierung von Angela Merkel kommt in Verlegenheit: Ein Schiff von deutschen Aktivisten, die der Begünstigung illegaler Einwanderung beschuldigt werden, wird in Sizilien beschlagnahmt, während Deutschland seit Juni Familien von Asylbewerbern nach Italien zurückschickt, die an der sizilianischen Küste angekommen sind."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Bericht

EU-Kommission: Migrantenströme stark gesunken

Europas zwiespältige Abkommen mit der Türkei und den Machthabern in Libyen und Niger wirken. Binnen Jahresfrist kommen rund zwei Drittel weniger Migranten nach Italien und 97 Prozent weniger nach Griechenland.
Von der EU mitfinanziert, bringt Libyens Küstenwache Flüchtlingsboote auf. Die Festgenommen werden danach interniert.
Außenpolitik

Die exportierte Flüchtlingskrise

Am Mittwoch stellt die EU-Kommission ihren Migrationsbericht vor. Die Mitgliedstaaten feiern bereits den Rückgang der Einwanderung, doch über den humanitären Preis wird geschwiegen.
Diese Menschen kehren nach der Flucht vor den Islamisten von Boko Haram wieder auf die Insel im Tschadsee in Zentralafrika zurück.
Europa

Flüchtlinge: "Mittelmeerroute schließen wird nicht reichen"

Bei der Konferenz "African Youth and Migration" ist man sich einig: Man müsse legale Migrationswege nach Europa schaffen. Entwicklungshilfe müsste anders verteilt werden.
Europa

Italien dementiert Abkommen mit Schleppern

Rom verhandle nicht mit "Menschenhändlern", sagt die italienische Regierung - und dementiert damit entsprechende Medienberichte.
Das Schiff "Vos Hestia" der NGO "Save the children" im sizilischen Hafen von Augusta.
Weltjournal

"Save the Children" nimmt Einsatz im Mittelmeer wieder auf

"Sea Eye" evaluiert die Sicherheitslage und will kommende Wochen entscheiden, ob es im Mittelmeer wieder Einsätze geben soll. Für "Ärzte ohne Grenzen" zeigt sich die Situation unverändert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.