Moskau schickt Jet über Trumps Golfclub

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Eine russische Militärmaschine steuerte auf einem Aufklärungsflug US-Regierungsstellen und den vorläufigen Sommersitz des US-Präsidenten an.

Washington. Eine unbewaffnete russische Militärmaschine hat der amerikanischen Hauptstadt einen interessanten Besuch abgestattet: Der Jet kreiste zunächst knapp eine Stunde in niedriger Höhe über wichtigen Regierungsstellen in Washington. In einen zweiten Flug etwas später am Mittwoch flog sie dann in Richtung des „Trump National Golf Club“ in Bedminster im US-Bundesstaat New Jersey, wo sich US-Präsident Donald Trump gerade aufhält. Er hat dorthin kurzzeitig seinen Arbeitsplatz verlegt, weil Teile des Weißen Hauses renoviert werden.

Bei ihrer Runde über Washington überflog die Tupolew TU-154 in weniger als 1.200 Metern Höhe unter anderem das Capitol, das Pentagon und die Zentrale des US–Geheimdienstes CIA, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Die Militärmaschine steuerte laut CNN auch den Präsidentensitz Camp David im US-Staat Maryland, einen Trump-Golfplatz in Virginia und Mount Weather, einen Regierungsbunker der US-Regierung, an.

Reaktion auf Russland-Sanktionen?

Was wie ein Skandal klingt, erfolgte aber ganz legal und mit Zustimmung der amerikanischen Behörden: Grundlage ist das so genannte Open-Skies-Abkommen, ein Vertrag, der 1992 zwischen der Nato und den früheren Staaten des Warschauer Pakts geschlossen wurde. Er erlaubt es den Vertragsstaaten, gegenseitig Aufklärungsflüge auf festgelegten Routen vorzunehmen und dabei auch Foto-, Radar- und Infrarotaufnahmen zu machen. Durch das Abkommen sollte Vertrauen zwischen den ehemaligen Gegnern geschaffen und der Frieden gesichert werden. In diesem Jahr nahm Russland laut US-Medien bereits neun weitere Aufklärungsflüge vor.

Trotzdem waren sich amerikanische Kommentatoren einig, dass der Flug nicht zufällig inmitten der Spannungen zwischen Washington und Moskau stattfand und als Seitenhieb auf Trump zu verstehen sei. In der vergangenen Woche hatte der US-Präsident neue Sanktionen gegen Russland abgesegnet. Mit den Maßnahmen soll Russland für die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und wegen der mutmaßlichen Einflussnahme auf den US-Präsidentenwahlkampf über bereits existierende Sanktionen hinaus bestraft werden.

(red.)

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