Waffen "geladen": Trumps neue Twitter-Drohung an Nordkorea

Trump, Pence
Trump, Pence(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
  • Drucken

Alles sei für eine Militärlösung vorbereitet, twitterte der US-Präsident am Freitag. Russlands Außenminister Lawrow und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warnen vor Kampfrhetorik.

US-Präsident Donald Trump hat im rhetorischen Schlagabtausch mit Nordkorea weiter nachgelegt. Am Freitag twitterte er, dass alles für eine Militärlösung bereit stünde, die Waffen seien "geladen und gesichert", wie er wörtlich schrieb. Hoffentlich wird Kim Jong-un einen anderen Weg finden!", fügte Trump an. Der russische Außenminister Sergej Lawrow und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warnten kurze Zeit später vor einer ernsten Eskalation zwischen den USA und Nordkorea. Lawrow kündigte einen russisch-chinesischen Plan zur Vermittlung in der Krise an. Dieser sehe vor, dass Nordkorea auf weitere Raketentests verzichte und die USA und Südkorea ihre Großmanöver einstellten, sagte er am Freitag in Moskau. "Die Seite, die stärker und klüger" sei, sollte den ersten Schritt tun. Die Wortwahl aus Washington und Pjöngjang sei übertrieben, die gegenseitigen Angriffsdrohungen sehr beunruhigend. Russland hoffe, dass der gesunde Menschenverstand wieder die Oberhand gewinne.

Trump hatte noch am Donnerstag vor Journalisten erklärt, dass seine jüngste Stellungnahme womöglich nicht hart genug gewesen sei. Am Dienstag hatte er Nordkorea "mit Feuer und Zorn" gedroht, wie es die Welt noch nicht gesehen habe - eine nach Informationen der "New York Times" improvisierte Rede.

Kim Jong-un solle "sehr, sehr nervös" sein

Es sei an der Zeit gewesen, dass jemand für die Amerikaner und die Menschen anderer Nationen aufstehe, bekräftigte Trump am Donnerstag. "Wenn er etwas in Guam unternimmt, dann wird es ein Ereignis sein, wie es noch niemand zuvor gesehen hat, was in Nordkorea passiert", sagte er an die Adresse des Machthabers in Pjöngjang, Kim Jong-un. Dieser hatte das US-Außengebiet Guam im Pazifik als mögliches Angriffsziel identifiziert, sollten die USA ihre "provokativen" Handlungen nicht einstellen.

Nordkorea sollte sich zusammenreißen, sonst würde es Probleme bekommen, wie sie nur wenige Länder erlebt hätten, meinte nun Trump. Es sollte "sehr, sehr nervös" sein, wenn es nur daran dächte, die USA und ihre Alliierten anzugreifen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un habe sich verächtlich über die USA geäußert, sagte Trump in New Jersey weiter. "Mit mir kann er das nicht machen." Auf die Frage, ob er einen Präventivschlag gegen Nordkorea erwäge, sagte der Präsident: "Wir werden sehen, was passiert."

US-Verteidigungsminister James Mattis versuchte die Aussagen des Präsidenten kurz danach abzuschwächen: Er betonte, die USA zögen weiterhin den diplomatischen Weg vor. Ein Krieg wäre eine Katastrophe. Washington sei allerdings bereit, auf Feindseligkeiten Nordkoreas zu reagieren.

Chinesisches Blatt: China sollte neutral bleiben

Nordkoreas Führung hatte am Donnerstag demonstrativ unbeeindruckt und mit Spott auf die jüngsten Drohungen Trumps reagiert. "Sachlicher Dialog ist mit so einem Typen bar jeder Vernunft nicht möglich, nur mit absoluter Stärke ist ihm beizukommen", hieß es in einer von den Staatsmedien verbreiteten Stellungnahme der Streitkräfte, die zuvor mit einem Angriff auf die US-Basis Guam im Pazifik gedroht hatten. Am Freitag (Ortszeit) hieß es dann aus Pjöngjang, die USA müssten mit einer "schandvollen Niederlage" rechnen, sollten sie weiter auf ihre "extremen militärischen Abenteuer" sowie Sanktionen und Druck bestehen.

Trump forderte erneut den engsten Verbündeten Nordkoreas, China, zum Handeln auf. "China kann viel mehr tun", sagte er. Die parteinahe chinesische Zeitung "Global Times" schrieb am Freitag, China solle sich im Falle eines die USA bedrohenden nordkoreanischen Angriffs neutral verhalten. Wenn allerdings die USA und Südkorea zuerst angriffen und versuchten, die nordkoreanische Regierung zu stürzen, werde China dies verhindern, hieß es in der nationalistischen Zeitung.

Nordkorea hatte trotz Verboten des UN-Sicherheitsrats und Warnungen aus dem Ausland am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10.000 Kilometern. Nordkoreas Staatschef Kim sagte nach dem Test, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Als Reaktion auf den Raketentest verhängte der UN-Sicherheitsrat die bisher schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea

Seine weltweit beachteten "Feuer und Wut"-Äußerungen hat Trump nach Informationen der "New York Times" nicht vorher mit seinem Stab oder Alliierten abgesprochen, sondern improvisiert.

(APA/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Nordkorea will mehr Raketen bauen

Machthaber Kim ordnet zwar an, mehr Bauteile für Interkontinentalraketen herzustellen. Er fährt aber mit den Verbalattacken gegen Washington zurück.
Admiral Harry Harris
Außenpolitik

Pjöngjang droht mit Vergeltung

USA und Südkorea simulieren Angriffsszenarien. Auch Japan rüstet auf. US-Diplomaten halten sich Gesprächskanäle offen.
Bild der Übung "Ulchi Freedom Guardian" aus dem Vorjahr.
Außenpolitik

USA und Südkorea starten trotz Drohungen aus Pjöngjang Militärmanöver

Das gemeinsame Manöver amerikanischer und südkoreanischer Soldaten findet inmitten erhöhter Spannungen mit Nordkorea statt. Pjöngjang spricht von einem "Ausdruck der Feindseligkeit".
Außenpolitik

Letzter nach Nordkorea übergelaufener US-Soldat gestorben

James Joseph Dresnok wechselte im Koreakrieg die Seiten. Er habe "nur Liebe und Fürsorge" erfahren, sagen seine in Nordkorea lebenden Söhne.
FILE PHOTO - North Korean leader Kim Jong Un inspects the long-range strategic ballistic rocket Hwasong-12 (Mars-12)
Außenpolitik

Wie schlau sind Kim Jong-uns Raketenbastler?

Kiew weist Berichte zurück, Nordkoreas Raketentriebwerke stammten aus einer Fabrik in der Ostukraine. Pjöngjang habe die Motoren selbst entwickelt, so der US-Geheimdienst – doch nicht ohne ausländische Hilfe.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.