General Pershing und Schweineblut: Trump empört auf Twitter

Donald Trump im Trump Tower
Donald Trump im Trump TowerREUTERS
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Der US-Präsident hat die Anschläge in Barcelona verurteilt - und gleich für Empörung gesorgt. Sein geplanter Infrastrukturrat kommt offenbar nicht zustande.

Nachdem sich US-Präsident Donald Trump mit immer lauterer Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert sieht - zuletzt hat der Republikaner Bob Corker seine Kompetenzen angezweifelt -, schießt der Präsident auf Twitter zurück. Er sei missverstanden worden, schrieb Trump mit Blick auf seine Relativierungen des rechten Aufmarsches in Charlottesville, bei der eine junge Frau getötet wurde. Ebenfalls auf Twitter verurteilte Trump die jüngsten Anschläge in Barcelona - und sorgte mit einem Folgetweet erneut für Empörung.

Was islamistische Terroristen betrifft, solle man sich an General Pershing halten, so Trump. "Danach hat es 35 Jahre lang keinen radikalen islamistischen Terror gegeben". Pershing soll auf den Philippinen während des Moro-Konfliktes zwischen der Regierung und extremistischen Gruppen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gewehrpatronen zunächst in Schweineblut getaucht, und anschließend Islamisten damit erschossen haben. Das Schweineblut verhindere ihnen Zugang ins Paradies. Allerdings haben Historiker die Geschichte rund um Pershing widerlegt bzw. als beleglos klassifiziert.

Die Ausschreitungen in Charlottesville und Trumps Reaktion darauf ziehen unterdessen weite Kreise. Die Pläne des Präsidenten, einen Infrastrukturrat mit Konzernchefs zu gründen, sei inzwischen ad acta gelegt worden, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Erst diese Woche waren zwei bestehende Beratergremien abgeschafft worden, in denen Spitzenmanager sich mit Trump zu Wirtschaftsfragen ausgetauscht hatten.

Grund für die Auflösung war die Reaktion des US-Präsidenten auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Charlottesville. Trump hatte sich danach in den Augen vieler Kritiker nicht klar genug von Rechtsextremen und Rassisten distanziert. Aus Protest verabschiedeten sich etliche Unternehmenschefs aus seinen Beratergremien.

Der US-Präsident hatte im Infrastrukturrat eigentlich Größen etwa aus der Immobilien-, Bau- und Transportbranche versammeln wollen. Denn eines von Trumps zentralen Versprechen ist es, mit einem großen Sanierungsprogramm eine Billion Dollar (854,92 Mrd. Euro) in öffentliche Projekte wie Brücken, Autobahnen und Flughäfen zu pumpen. Allerdings ist ohnehin offen, ob er dafür im Kongress grünes Licht bekommt.

"Schöne Statuen"

Zuletzt twitterte Trump, dass jene Statuen, die entfernt werden sollten, "schön" seien: "Traurig zu sehen, dass Geschichte und Kultur unseres großen Landes mit der Entfernung unserer schönen Statuen und Monumente zerrissen wird". Die jüngsten Auseinandersetzungen begannen, als in Charlottesville eine Statue des Generals Robert E. Lee entfernt werden sollte. Lee ist für die Rechten ein Held, er war allerdings ein Anhänger der Sklaverei. 

Man könne die Geschichte nicht ändern, aber daraus lernen, so Trump weiter.

(red./APA)

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