Am 25. Mai informierte der US-Geheimdienst Spaniens Behörden, dass der IS Terror auf der Rambla plane.
Madrid. War das Terrorattentat am 17. August in Barcelona, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen, vermeidbar? Wurden Hinweise im Vorfeld nicht ernst genommen?
Diese brisanten Fragen beschäftigen derzeit die spanische Öffentlichkeit. Wie die Tageszeitungen „El Periódico“ und „El País“ nun berichten, warnte die amerikanische Antiterrorbehörde National Counterterrorism Center (NCTC) die spanischen Sicherheitskräfte schon am 25. Mai vor einem Anschlag der Terrormiliz IS auf Barcelonas Flaniermeile La Rambla. Die spanischen Behörden informierten wiederum die katalanische Polizei, die Mossos d'Esquadra, welche für die Sicherheit in Katalonien zuständig sind.
In der US-Benachrichtigung an die spanischen Stellen heißt es laut „El Periódico“: „Wenig konkrete Informationen unbekannter Glaubwürdigkeit deuten darauf hin, dass der IS im Sommer nicht näher spezifizierte Terrorattacken gegen belebte touristische Orte in Barcelona, besonders auf der Rambla, plant.“
Der katalanische Innenminister, Joaquim Forn, und sein Polizeichef, Josep Lluís Trapero, bestätigten, dass es einen Hinweis gegeben habe. Man habe diese Warnung geprüft, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass die Vertrauenswürdigkeit der Information „sehr niedrig“ gewesen sei.
Panne rund um Imam
Bereits wenige Tage nach der Terrorserie in Barcelona und Cambrils war über Ermittlungspannen im Vorfeld der Anschläge berichtet worden. So war Spaniens nationalen Behörden und auch der katalanischen Polizei entgangen, dass der mutmaßliche Kopf der Terrorbande, der marokkanische Imam Abdelbaki es Satty, bereits seit Jahren mit extremistischen Islamistengruppen in Spanien wie im Ausland in Verbindung stand. Der Hassprediger, der bei der Explosion der Bombenwerkstatt im katalanischen Ort Alcanar ums Leben gekommen war, konnte unbeobachtet von der Polizei als Imam arbeiten, junge Muslime radikalisieren und seine Terrorgruppe aufbauen. (ze)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2017)