Spanien schickt weitere Polizei- und Zivilgardetruppen nach Katalonien

Mann der Guardia Civil in Barcelona
Mann der Guardia Civil in BarcelonaAPA/AFP/JOSEP LAGO
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Angeblich bis zu 4000 Mann, was die vorhandenen Kräfte der Zentralregierung in der aufrührerischen Region fast verdoppelt. Mehrere Fährschiffe sollten als Unterkünfte dienen, doch mittlerweile werden diese von den Hafenarbeitern bestreikt.

Das spanische Innenminsterium gab am Freitag bekannt, dass weitere Einheiten der Policía Nacional in die aufrührerische Region Katalonien verlegt würden, um dort die für 1. Oktober angesetzte Volksabstimmung über eine Abspaltung von Spanien zu verhindern. Zahlen wurden keine genannt, aber spanische Medien berichteten von 3000 bis 4000 Mann, die in den vergangenen Tagen bereits in Katalonien eingetroffen oder noch unterwegs seien. Zuvor sollen etwa 5000 Nationalpolizisten in der Region mit ihren rund 7,5 Millionen Einwohnern stationiert gewesen sein.

Ob diese Zahlen auch Mitglieder der paramilitärischen Guardia Civil einschließen, die dem Innenministerium und dem Verteidigungsministerium untersteht, war vorerst unklar.

Sorge um Loyalität der "Geschwader-Burschen"

Katalonien seinerseits hat, so wie einige andere spanische Regionen ("Autonome Gemeinschaften") auch, eine eigene Polizeitruppe, genannt "Mossos d'Esquadra", grob übersetzt: die "Geschwader-Burschen". Diese Truppe ist rund 17.000 Mann stark, ihre Wurzeln reichen zurück ins 18. Jahrhundert, wenngleich sie ihre moderne Form stufenweise Anfang der 1950er und letztlich 1983 erhielt.

Sie ist heute die primär zuständige Sicherheitstruppe, während Policía Nacional und Guardia Civil noch für einige Agenden wie Terrorbekämpfung, illegale Einwanderung, Spezialeinsätze und Staatssicherheit zuständig sind. Beamte aller drei Wachkörper sind nicht selten gemeinsam im Einsatz und dicht nebeneinander stationiert.

Zivilgardisten (li.) und Mossos d'Esquadra vor dem Wirtschaftsministerium in Barcelona
Zivilgardisten (li.) und Mossos d'Esquadra vor dem Wirtschaftsministerium in BarcelonaAPA/AFP/JOSEP LAGO

Das Innenministerium in Madrid betonte, dass die Mossos auch jetzt die vorrangig zuständigen Einsatzkräfte seien. Die Einheiten der Zentralregierung würden sie wenn nötig unterstützen und jedenfalls einschreiten, wenn das Referendum abgehalten werde. Bisher haben sich die Mossos bei Einsätzen im Zuge von Demonstrationen der Sezessionsbefürworter kaum zurückgehalten und bisweilen mit Härte für Ordnung gesorgt; es gibt aber klare Zweifel an der Loyalität der Mossos zur Zentralregierung, sollte sich die Lage zuspitzen.

Probleme für Polizei-Fähren

Ein wesentlicher Teil der Verstärkungen sollte auf drei oder vier Passagierfähren in den Häfen von Barcelona, Tarragona und Palamós untergebracht werden, mangels ausreichenden Wohnraums an Land und um Reibereien mit der Bevölkerung zu vermindern. Am Donnerstagabend berichteten spanische und britische Medien indes, dass dieser Plan scheitern dürfte: In Barcelona und Tarragona haben die Hafenarbeiter beschlossen, diese Schiffe bzw. ihre Insassen nicht zu versorgen oder die Gerätschaften technisch instandzuhalten. Der Hafen Palamós im Norden der Küste wiederum ist von der Regionalregierung Kataloniens für Polizeischiffe dieser Art ganz gesperrt worden: Er untersteht, anders als die beiden anderen, der Regionalregierung direkt.

Eines der für die Polizeikräfte vorgesehenen Fährschiffe im Hafen von Barcelona
Eines der für die Polizeikräfte vorgesehenen Fährschiffe im Hafen von BarcelonaREUTERS

(reuters/wg)

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