FDP: Comeback der Liberalen im neuen Lindner-Look

Jubel bei der FDP. Die deutschen Liberalen kehren in den Bundestag zurück.
Jubel bei der FDP. Die deutschen Liberalen kehren in den Bundestag zurück.(c) REUTERS
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Die Freidemokraten, fixer Bestandteil der politischen Landschaft in Deutschland, sind nach vier Jahren Zwangspause wieder in den Bundestag zurückgekehrt. Es ist ein klarer Triumph für den Parteichef. Nun winkt die Koalition.

Berlin. Was für ein Kontrast. Als die FDP am Wahlabend fast auf den Tag genau vor vier Jahren erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik aus dem Bundestag flog, stellte sich Christian Lindner im Thomas-Dehler-Haus, der Parteizentrale in Berlin, bewusst ins Abseits. Er wollte so Distanz zum Führungsteam der Liberalen schaffen, zu Parteichef Philipp Rösler und Spitzenkandidat Rainer Brüderle, den Wahlverlierern. Es war ein rabenschwarzer Tag, für Lindner markierte er indes einen Neuanfang. Er übernahm die Partei und verordnete ihr ein modernes Image und ein neues Konzept, das ganz auf Personalisierung setzte.

Vier Jahre später zeigt sich: Der 38-jährige Politologe hatte damit durchschlagenden Erfolg. Nach Etappensiegen bei einer Reihe von Landtagswahlen führte er die FDP mit rund zehn Prozent beinahe im Alleingang wieder in den Bundestag. Der Andrang im Thomas-Dehler-Haus war groß. Jubel und Champagnerlaune empfingen Lindner und seinen Vize, Wolfgang Kubicki. Überschäumend feierten die Liberalen nach vier Jahren im außerparlamentarischen Exil ihren Wahlerfolg. Für die FDP stellt sich jetzt die Koalitionsfrage: Soll sie mit der Union regieren, nachdem die Kanzlerin sie als Juniorpartner in einer Koalition 2009–2013 aufgerieben hat? Die Regierungsphase hinterließ auf beiden Seiten einen schalen Nachgeschmack, die gegenseitigen Beschimpfungen haben Verwundungen zurückgelassen.

Lindner ziert sich und versucht, den Preis für einen Eintritt in die Regierung hochzutreiben. So hat er es bereits nach der Landtagswahl im Mai in Nordrhein-Westfalen gehalten, um am Ende doch eine schwarz-gelbe Koalition unter Führung des CDU-Spitzenmanns Armin Laschet zu schmieden. Nun wiederholt er die Methode auf Bundesebene, und er hat auch gleich den Anspruch auf das Finanzministerium erhoben.

Personelle Schwächen

2009 hat die FDP unter Guido Westerwelle den Kardinalfehler begangen, das Außenministerium für sich einzufordern, was sie hinterher bitter bereuen sollte. In der Union monieren allerdings manche, den Liberalen würde es an geeignetem Personal für die Ministerposten und generell an Erfahrung fehlen. Lindner und Kubicki, so heißt es, kaschieren die Schwächen, die sich hinter ihnen auftun. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2017)

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