Krieg, Ebola, Wirtschaftskrise: Liberia wählt und hofft

George Weah ist ein Ex-Fußballstar, der Chancen auf das Präsidentenamt in Liberia hat.
George Weah ist ein Ex-Fußballstar, der Chancen auf das Präsidentenamt in Liberia hat.APA/AFP/ISSOUF SANOGO
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Präsidentin und Friedensnobelpreis-Trägerin Ellen Johnson-Sirleaf tritt nach zwölf Jahren ab. Die Demokratie steht vor einer Bewährungsprobe. Nach Ebola kam die Wirtschaftkrise.

Bürgerkrieg, Kindersoldaten, Ebola - dem westafrikanischen Staat Liberia blieb in den vergangenen 20 Jahren wenig erspart. Doch inzwischen ist das Land stabil. Die Präsidentschaftskandidaten versprechen Wachstum und eine Verringerung der Armut. Bei den Urnengängen am heutigen Dienstag steht der erste friedliche Machtwechsel seit Jahrzehnten bevor.

Rund 2,2 Millionen Liberianer sind aufgerufen, ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten zu wählen. "Die Wahlen werden zeigen, dass Liberia unumkehrbar den Weg eingeschlagen hat, den Frieden zu bewahren und seine junge Demokratie zu festigen", sagte die nach zwei Perioden aus dem Amt scheidende Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf. Die 72-Jährige war 2011 für ihre Arbeit zur Befriedung des von 14 Jahren Bürgerkrieg zerrütteten Landes mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

Mit Ebola kam die Wirtschaftskrise

Johnson-Sirleaf hat erfolgreich die Demokratie in Liberia gefestigt, doch ihr Nachfolger wird alle Hände voll zu tun haben, denn die Wirtschaft liegt brach. Das liegt unter anderem an der verheerenden Ebola-Epidemie, der von 2013 bis 2015 mehr als 4.000 Liberianer zum Opfer fielen. Das öffentliche Leben stand zeitweise still, das Land wurde um Jahre zurückgeworfen. Zudem brachen noch die Preise von Gummi und Eisenerz ein, den wichtigsten Exportprodukten des Landes.

Nur drei von insgesamt 20 Präsidentschaftskandidaten werden ernsthafte Chancen eingeräumt. Vizepräsident Joseph Boakai von der regierenden Partei für Einheit (UP) tritt mit Amtsbonus und reichlich Erfahrung an, ist mit 72 Jahren aber nicht mehr der Jüngste.

Die größte Oppositionspartei, die Koalition für Demokratischen Wechsel (CDC), schickt den populären früheren Fußballstar George Weah ins Rennen. Der 51-jährige Senator war bei den Wahlen 2005 Johnson-Sirleaf unterlegen. Er hat den Kampf gegen die Korruption zu seinem wichtigsten Wahlkampfthema gemacht. Für die Liberalen (LP) tritt Charles Brumskine an. Der 66-jährige Anwalt und Ökonom kandidierte bereits 2005 und 2011 bei den Wahlen.

Die knapp 5400 Wahllokale werden von 7 bis 19 Uhr (MESZ) geöffnet sein. Erste belastbare Ergebnisse werden rund 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale erwartet.

Staatshaushalt von 500 Millionen Dollar

Der Gewinner der Wahl wird nur wenig Mittel zur Verfügung haben, um das Schicksal der armen Bevölkerung zu verbessern: Der liberianische Staatshaushalt hat nur ein Volumen von gut 500 Millionen Dollar (460 Millionen Euro).

Liberia mit rund 4,6 Millionen Einwohnern ist von der Fläche her etwas größer als Österreich. Gemäß dem UNO-Development-Index gehört Liberia zu den 15 ärmsten Ländern der Welt. Die Lebenserwartung in Liberia liegt laut Weltbank bei 62 Jahren, in Österreich sind es knapp 82 Jahre. Liberias lange Bürgerkriege, in denen auch viele Kindersoldaten kämpften, haben schätzungsweise 250.000 Menschen das Leben gekostet; erst 2003 kehrte Ruhe ein. Nach einem Friedensabkommen stellte sich Johnson-Sirleaf 2005 erstmals zur Wahl.

(APA/dpa)

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