Barcelona: „Pasionaria“ Colau vermittelt

Ada Colau.
Ada Colau.(c) REUTERS (GONZALO FUENTES)
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Die linke Bürgermeisterin der gespaltenen Hafenmetropole versucht, Separatisten und Union wieder zum Reden zu bringen.

Barcelona. Ausgerechnet die scharfzüngige Bürgermeisterin von Barcelona wird in der Katalonien-Krise zur mäßigenden Stimme der Vernunft: Ada Colau hat zuletzt wiederholt die Regierungen in Madrid und Barcelona zum Dialog aufgerufen und bietet sich als Vermittlerin an.

Colau hat in den vergangenen Tagen den Spagat versucht, zwischen Separatisten und Unionisten in ihrer zunehmend gespaltenen Stadt als Integrationsfigur zu agieren: So nahm sie am ersten Oktober am illegalen Unabhängigkeitsreferendum teil und wählte ungültig (sie ist gegen eine Abspaltung). Später kritisierte sie die harsche spanische Polizeiaktion gegen das Votum aufs Schärfste, forderte den Rücktritt von Spaniens Premier Mariano Rajoy und eine EU-Intervention. Zugleich aber hat sie bis zuletzt auf Separatisten-Premier Carles Puigdemont eingewirkt, er solle auf die unilaterale Unabhängigkeitserklärung verzichten.

Colau verkörpert eine neue politische Generation, die aus der spanischen Wirtschaftskrise geboren wurde. Die frühere Aktivistin sieht sich als Vertreterin der Zivilgesellschaft und möchte nicht einer Partei zugeordnet werden. Allerdings ist die Nähe zur linkspopulistischen „Podemos“ augenscheinlich: Die Bewegung unterstützte bei der Bürgermeisterwahl Colaus basisdemokratische Plattform „Barcelona en Comú“.

Bereits vor ihrer politischen Karriere war die Barcelonerin als Aktivistin stadtbekannt: Während der Immobilienblase engagierte sie sich als Hausbesetzerin, um gegen die in die Höhe schnellenden Mietpreise zu protestieren. Später half sie Menschen, die in der Krise obdachlos geworden waren. Bereits als Jugendliche demonstrierte die heutige Mutter eines Sohnes erst gegen den Golfkrieg und später gegen die Globalisierung. Colau hat – ebenso wie Podemos – nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie nichts von einer Unabhängigkeit Kataloniens hält. Als Verfechterin einer direkten Demokratie pocht sie allerdings auf das Recht auf Abstimmung darüber. (red.) [ Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2017)

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