Tod eines Aktivisten in Argentinien sorgt für Wut und Proteste

Santiago Maldonados Leiche wurde in einem Fluss entdeckt, der zuvor schon mehrmals abgesucht worden war.
Santiago Maldonados Leiche wurde in einem Fluss entdeckt, der zuvor schon mehrmals abgesucht worden war.APA/AFP/JUAN MABROMATA
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Die Regierung von Präsident Macri steht kurz vor der Parlamentswahl unter Druck. Sie soll die Suchaktion nach dem vermissten Aktivisten nicht konsequent vorangetrieben haben.

Kurz vor der Parlamentswahl in Argentinien sorgt der Tod des Menschenrechtsaktivisten Santiago Maldonado für Wut und Proteste. Dessen älterer Bruder Sergio bestätigte am Freitag in Buenos Aires, dass es sich bei einem vor wenigen Tagen in Patagonien im Süden Argentiniens entdeckten Leichnam um seinen seit Wochen vermissten Bruder handelte.

Der 28-jährige Tattoo-Künstler Santiago Maldonado war am 1. August bei einem Protestmarsch der Mapuche-Ureinwohner in Patagonien von Militärpolizisten festgenommen worden; seither wurde er nicht mehr gesehen. Die Mapuche protestierten gegen den Verkauf des von ihnen beanspruchten Landes an den italienischen Modeunternehmer Luciano Benetton, der in Patagonien rund 900.000 Hektar Land besitzt.

Durch Tattoo identifiziert

Sergio Maldonado sprach vor der Leichenhalle in Buenos Aires, wo er den Leichnam seines Bruders sehen konnte. "Wir haben Santiagos Tattoos erkannt, so dass wir sicher sind, dass er es ist", sagte er. Die Autopsie sei für die kommenden Tage geplant und werde weitere Erkenntnisse bringen.

Vor dem Gebäude strömten zahlreiche Menschen zusammen, die Blumen niederlegten und Kerzen im Gedenken an den 28-Jährigen entzündeten. Unter dem Schlagwort "Santiago" gab es zahlreiche Botschaften auf Twitter. Auf der Plaza de Mayo im Herzen von Buenos Aires versammelten sich mehrere hundert Demonstranten, um des Todes des jungen Mannes zu gedenken.

Das Verschwinden von Santiago Maldonado ruft in Argentinien böse Erinnerungen an die Zeit der Militärjunta wach (1976-83), unter deren Herrschaft in dem südamerikanischen Land 30.000 Menschen ermordet wurden oder spurlos verschwanden. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri steht wegen des Falls unter Druck.

Der Staatschef sprach der Mutter des Opfers am Freitag sein Beileid aus, wie Justizminister German Garavano im Sender TN sagte. Bei der Familie kam das nach Angaben der Schwägerin Maldonados nicht gut an.

Vorwürfe gegen Regierung

Menschenrechtler und Oppositionspolitiker hatten der Regierung von Präsident Mauricio Macri vorgeworfen, die Ermittlungen in dem Fall nicht konsequent vorangetrieben zu haben. Sicherheitsministerin Patricia Bullrich hatte abgestritten, dass der Aktivist Opfer der Sicherheitskräfte geworden sein könnte. Der Leichnam wurde im Fluss Chubut in unmittelbarer Nähe der Zusammenstöße entdeckt, obwohl die Gewässer zuvor drei Mal durchsucht worden waren. Alle politischen Parteien stellten nach dem Fund der Leiche die Wahlkampagne für die für Sonntag angesetzten Parlamentswahlen ein. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Regierung auf, "eine unabhängige Untersuchung zu garantieren".

Die Argentinier sind am Sonntag aufgerufen, die Hälfte der Abgeordneten im Unterhaus sowie ein Drittel der Senatoren neu zu wählen. Es wird damit gerechnet, dass Macris Mitte-rechts-Bündnis gestärkt aus den Wahlen hervorgeht.

(APA/AFP/dpa)

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