Donald Trump geht auf Asien-Tour

Ivanka Trump in Tokio.
Ivanka Trump in Tokio. (c) APA/AFP/POOL/KIM KYUNG-HOON
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Japan und China setzen im Umgang mit dem US-Präsidenten auf eine Charmeoffensive und einen „Staatsbesuch plus“. Die Nordkorea-Krise steht im Vordergrund.

Wien/Washington. Hatte sich Stabschef John Kelly vor dem Asien-Trip Donald Trumps Zugang zum „Allerheiligsten“ im Weißen Haus, dem Handy des Präsidenten, verschafft, um Schaden abzuwenden? Elf Minuten lang blieb der Twitter-Account Trumps am Donnerstagabend nach der Präsentation des neuen Notenbankpräsidenten, Jerome Powell, schwarz – bis der US-Präsident die Steuerreform anpries.

Ein Mitarbeiter hatte an seinem letzten Arbeitstag im Weißen Haus die Twitter-Adresse abgeschaltet, und mehr als 40 Millionen Follower – Fans wie Feinde Trumps – waren kurz konsterniert. Handelte es sich um einen Racheakt? Die Episode schürte Zweifel an den Sicherheitsstandards in Washington.

Zu dem Zeitpunkt hatte Ivanka Trump als Vorausbotschafterin ihres Vaters bei einer Weltfrauenkonferenz in Tokio bereits die Sympathien der Japaner gewonnen. In ihrer Rede hatte die Präsidententochter auf Einladung des japanischen Premiers, Shinzō Abe, Frauen zu wirtschaftlichem Pioniergeist ermutigt. Zugleich verurteilte sie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.

Ihr Vater brach derweil zur längsten Asienreise eines US-Präsidenten seit George Bush sen. vor rund 25 Jahren auf. In Vorbereitung darauf hatte er Ex-Außenminister Henry Kissinger konsultiert. Heute wollte Donald Trump bei einem Zwischenstopp auf dem ehemaligen Pazifikstützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii des japanischen Angriffs 1941 gedenken, um am Sonntag nach Japan weiterzureisen.

In Tokio wie in Peking erwartet ihn eine diplomatische Charmeoffensive. Als Revanche für eine Golfrunde in Florida lud ihn der gerade wiedergewählte Premier Abe zum Golfen ein, und auch Kaiser Akihito wird Trump im Palast empfangen. China umgarnt ihn mit höchstem Protokoll und einem „Staatsbesuch plus“, wie Peking betont – sehr zum Gefallen Trumps.

Trumps zehntägiger Trip steht im Zeichen der Nordkorea-Krise, des Drucks auf Peking und des Handelskonflikts nach Aufkündigung der Freihandelszone TPP. In Grundsatzreden wird Trump die Bedeutung des indisch-pazifischen Raums ansprechen, und bei der APEC-Konferenz in Vietnam wird er wahrscheinlich auch den russischen Präsidenten, Putin, treffen.

Vor Beginn der Reise drohte er, Nordkorea erneut auf die Terrorliste zu setzen – und dass Japan womöglich mit neuer militärischer Stärke und US-Waffen als „Kriegsnation“ wieder in der Region aktiv werden könnte. Einen Besuch der demilitarisierten Zone im Zuge seiner Seoul-Visite sagte er aber ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2017)

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