"Die Rechte ist zurück": Sarkozys Ziehsohn will Frankreichs Konservative wieder stärken

APA/AFP/JACQUES DEMARTHON
  • Drucken

Laurent Wauquiez ist neuer Parteichef der Republikaner. Er verspricht eine "wirklich rechte" Rechte - und er blickt schon auf die nächsten Präsidentschaftswahlen.

"Die Rechte ist zurück" - mit diesem Slogan will in Frankreich ein Ziehsohn von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy die am Boden liegenden Konservativen wieder aufrichten. Der 42 Jahre alte Laurent Wauquiez ist am Sonntag mit absoluter Mehrheit zum neuen Parteichef der größten Oppositionspartei Les Républicains (Die Republikaner) gewählt worden.

Der ehrgeizige Katholik will Präsident Emmanuel Macron herausfordern. Dafür schreckt er auch vor Anleihen bei der Rechtspopulistin Marine Le Pen nicht zurück. Wauquiez verspricht eine "wirklich rechte" Rechte. Der Jungpolitiker mit den grau melierten Haaren lehnt die multikulturelle Gesellschaft ab und kritisiert, islamistische Strömungen hätten in vielen Vierteln "die Bewunderung für die französische Republik" ersetzt. Zugleich bedauert er, dass die Bezeichnung "identitär" zu "einer Beleidigung" geworden sei.

Damit fischt er genauso im rechtspopulistischen Becken wie früher Sarkozy. Eine Annäherung an die Front National (FN) unter Marine Le Pen lehnt Wauquiez allerdings ab. "Niemals" werde er ein Bündnis mit ihr eingehen, betont er. Le Pen zahlt es ihm heim, indem sie ihn lobt: Wauquiez imitiere ihre Sprache, um "die Flucht von Wählern zu verhindern, womöglich zur FN".

Triumphaler Wahl zum Parteivorsitz

Gefährlich polarisierend und die "Karikatur eines Rechten", nennen ihn seine Gegner. Brilliant und ambitioniert, so beschreiben ihn seine Anhänger. Eine Fähigkeit zur Einigung der zerstrittenen Republikaner sprechen ihm viele in den eigenen Reihen ab. Wahrscheinlicher ist es, dass er den Rechtsruck bei der französischen Schwester der ÖVP noch vorantreibt.

Die Republikaner hatten Ende Oktober in einem beispiellosen Schritt Premierminister Edouard Philippe und vier weitere Mitglieder des gemäßigten Parteiflügels ausgeschlossen. Die Konservativen werfen ihnen vor, zu Präsident Macron übergelaufen zu sein.

In den Knochen steckt den Republikanern auch noch das Debakel um ihren Präsidentschaftskandidaten François Fillon. Erst galt er in Umfragen als Favorit, dann strauchelte der selbst erklärte Saubermann ausgerechnet über die Affäre um die Scheinbeschäftigung seiner Frau und seiner Kinder. Die Quittung folgte prompt: Fillon schied im April in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl mit 20 Prozent der Stimmen aus. Eine demütigende Premiere in der Geschichte von Frankreichs Konservativen.

In der Wahl zum Parteivorsitz setzte sich Wauquiez nun triumphal mit rund 75 Prozent gegen die beiden Kandidaten des Macron- und des Fillon-Lagers durch. Die frühere Sprecherin Fillons, die 39-jährige Florence Portelli, erhielt nur gut 16 Prozent, der Gemäßigte Maël de Calan kam mit seinem Plädoyer zur Zusammenarbeit mit Macron sogar nur auf gut neun Prozent.

Seit 2007 in der Politik

Nun will Wauquiez die Republikaner gegen Macron aufstellen und sie damit wieder zu alter Größe führen. Mit dem drei Jahre jüngeren Präsidenten verbindet ihn der Gang durch die Eliteschulen der Republik. Danach arbeitete Wauquiez beim Pariser Staatsrat, der die Regierung bei der Vorbereitung von Gesetzesvorlagen berät, und wurde mit 29 Jahren jüngster Abgeordneter der Nationalversammlung.

Im Juni 2007 holte Präsident Sarkozy ihn in den inneren Zirkel der Macht und ernannte ihn zum Regierungssprecher und später zum Minister, unter anderem für Europa-Angelegenheiten und für Hochschulen und Wissenschaft. Auch bei der Wahl zum Parteivorsitz zog Sarkozy für seinen Ziehsohn die Strippen.

Wauquiez wird die Republikaner nun in die Europawahl 2019 führen und ist damit auch Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2022. Als Regionalpräsident im ostfranzösischen Lyon sorgte er zuletzt mit einer Millionen-Subvention für den Jägerverband für Streit. Nun will er Macron jagen.

(APA/AFP/Stephanie Lob)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.