Die Schwester des Diktators auf heikler Olympia-Mission

Kim Yo-jong, die Schwester von Kim Jong-un.
Kim Yo-jong, die Schwester von Kim Jong-un. REUTERS
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Als Zeichen der weiteren Annäherung schickt der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un seine jüngere Schwester zu den Winterspielen. Die etwa 30-Jährige gilt als eine seiner engsten Vertrauten.

Ihr Vater Kim Jong-il war in sie vernarrt. Er nannte sie liebevoll „Prinzessin“ und schwärmte schon von ihrem politischen Talent, als sie noch eine Jugendliche war. Ihr Bruder Kim Jong-un machte sie zu seiner rechten Hand; fernab des Scheinwerferlichts orchestriert sie den bizarren Personenkult rund um den Herrscher, der ihn in den Augen seines Volkes gottgleich erscheinen lässt. Im Ausland blieb sie unbekannt – bis in dieser Woche. Nun weiß die ganze Welt, dass Kim Yo-jong zu den mächtigsten Frauen Nordkoreas zählt.

Am Freitag soll die Schwester des Diktators in der Delegation ihres Landes zu den Winterspielen nach Südkorea reisen. Sie ist das erste Mitglied der Kim-Familie überhaupt, das den Süden seit der Teilung Koreas besucht – ein Zeichen, das wohl den plötzlichen Annäherungskurs Kim Jong-uns unterstreichen soll.

Kim Yo-jong ist ungefähr 30 Jahre alt – die Angaben über ihr Geburtsjahr schwanken zwischen 1987 und 1989. Sie ist das jüngste Kind und die einzige Tochter, die der verstorbene Kim Jong-il mit seiner dritten Frau Ko Yong-hi zeugte. Wie ihre Brüder Kim Jong-un und Kim Jong-chol ging sie mehrere Jahre im Schweizerischen Bern zur Schule, überbehütet, abgeschottet, unter falschem Namen lebend. 2000 oder 2001 kehrte sie nach Nordkorea zurück.

Dort hielt sie sich zunächst im Hintergrund. Schon ihr Vater machte sie zu einer engen Mitarbeiterin, doch erst bei seiner Beerdigung 2011 tauchte sie in der Öffentlichkeit auf. Seitdem ihr Bruder der starke Mann im Land ist, gehört es zu ihrer Aufgabe, seine Macht abzusichern. Offiziell ist sie die Vize-Direktorin der Propaganda-Abteilung der kommunistischen Partei. Nach Angaben aus Südkorea fungiert sie seit Kurzem auch als Vizedirektorin des mächtigen Zentralkomitees. Die Entsendung zu den Olympischen Spielen ist ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr ihr Bruder auf sie zählt.

(raa)

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