Im Bann des türkischen Damoklesschwerts

Aus den Trümmern erhebt sich das Leben. Aber schon dräut am Horizont wieder der Tod.
Aus den Trümmern erhebt sich das Leben. Aber schon dräut am Horizont wieder der Tod.(c) Sebastian Backhaus
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Vor zwei Jahren wurde die nordsyrische Stadt Manbidsch vom IS befreit. Sie prosperiert wieder, die Leute blicken zuversichtlich in die Zukunft. Ein türkischer Einmarsch könnte das abrupt beenden – und zur Konfrontation mit den USA führen.

Ibrahim Hassan ist glücklich. Morgen wird der älteste seiner drei Söhne heiraten. Über 200 Gäste sind geladen, für die zwei große Zelte aus blauen Plastikplanen aufgebaut sind. Zum Festmahl hat Hassan 15 Schafe gekauft, denen der Metzger einen Messerschnitt in die Kehle versetzt. Dann liegen sie nebeneinander am Boden und bluten aus, bevor sie zerlegt werden. „Unter Daich war das ausgeschlossen“, erzählt Hassan, der schon beim Friseur war und glattrasiert ist. „Aber heute sind wir von den Jihadisten befreit, das Geschäft läuft wieder und wir können es uns leisten.“

Mit der abwertenden Abkürzung Daich meint Hassan den Islamischen Staat (IS), der seine Heimatstadt Manbidsch mehr als zwei Jahre lang besetzt hatte. Einer seiner Söhne wurde von der Terrormiliz verschleppt und ist seitdem verschwunden. Ein anderer floh nach Deutschland. Das Schicksal eines Sohnes völlig ungewiss, der andere weit weg – trotzdem will sich der Familienvater die Freude nicht verderben lassen. „Die Hochzeit ist ein Anlass zu feiern und schließlich muss man an die Zukunft denken.“

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