Simbabwe: Drama um Begräbnis des Oppositionsführers

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Machtkampf um Nachfolge von Morgan Tsvangirai in der Oppositionspartei MDC ist bei dessen Bestattung offen zutage getreten. Der greise Ex-Diktator Mugabe feierte seinen 94. Geburtstag indes bescheiden und in Einsamkeit.

Wien/Harare. Drei Monate ist es her, dass Simbabwes Armee Robert Mugabe aus seinem Amt gejagt hat. Nur widerwillig fügte sich der Langzeit-Diktator im November dem Druck der Militärs, die Jahrzehnte unter seinem Kommando gestanden waren und von ihm profitiert hatten. Seither ist er in der Versenkung verschwunden – abgesehen von regelmäßigen Gerüchten um einen neuerlichen Spitalsaufenthalt in Singapur und Spekulationen um eine Aberkennung des Doktortitels für seine Frau Grace, die in Rekordzeit dissertiert hatte.

Gestern feierte Mugabe seinen 94. Geburtstag – in aller Bescheidenheit und in auffälligem Kontrast zu den pompösen Feiern in den vergangenen Jahren, in denen seine Anhänger Fußballstadien füllten und Sponsoren die Huldigungen finanzierten. Jetzt hat der ehemalige Despot keine Gunst, Geschenke und Torten mehr zu verteilen, und er verspürt die Einsamkeit eines Machtlosen. Auf einem Foto an der Seite des Sprechers der Afrikanischen Union und seiner Frau gibt er ein kümmerliches Bild ab. Neuerdings sucht er die Aussöhnung mit früheren Parteigängern wie Ex-Stellvertreterin Joice Mujuru, mit der er sich nach einer Intrige von „Gucci-Grace“ überworfen hat.

Kondolenzschreiben Mugabes

Zum Tod seines langjährigen Rivalen, des um beinahe 30 Jahre jüngeren Morgan Tsvangirai, verlor Mugabe kein öffentliches Wort der Kondolenz. Allerdings erreichte dessen Familie am Tag der Beerdigung ein Schreiben des greisen Ex-Diktators. Es hat eine gewisse Tragik, dass der Methusalem seinen Kontrahenten überdauert und selbst dessen Tod überschattet.

Dabei sorgte Tsvangirais Bestattung in seinem Heimatdorf am Dienstag für ein familiäres Drama – und für Aufruhr in der Oppositionspartei MDC (Movement for Democratic Change), die vor den Wahlen im Frühjahr heillos zerstritten ist. Die Mutter des Politikers ließ der zweiten Frau ihres Sohnes, Elizabeth Macheka, ausrichten, sie wolle die Witwe bei der Beerdigung nicht sehen – oder sie werde Selbstmord begehen. Macheka ignorierte zwar die Warnung, musste den Weg nach Buhera aber im Auto zurücklegen, während die Familie mit einem Regierungshubschrauber anreiste.

Bei der Zeremonie selbst trat der Machtkampf um die Nachfolge Tsvangirais in der Partei dann offen zutage. Nur einen Tag nach dessen Tod in der Vorwoche in einem südafrikanischen Spital hatte sich Nelson Chamisa, ein smarter 40-Jähriger und einer von drei MDC-Vizepräsidenten, bei einem hastig einberufenen Treffen zum neuen Chef der Bewegung wählen lassen – und so seine beiden Rivalen Thokozani Khupe und Elias Mudzuri ausmanövriert. Als Khupe und der MCD-Generalsekretär, Douglas Mwonzora, zur Beerdigung erschienen, sahen sie sich einem mit Ziegeln bewaffneten Mob junger Chamisa-Anhänger gegenüber. Die Politiker konnten sich in eine Hütte retten und mussten von der Polizei vom Gelände eskortiert werden. Chamisa drohte offen, dass jeder, der sich gegen ihn wende, aus der Partei ausgeschlossen werde.

Der Streit über Tsvangirais Erbe in der MDC geht selbst durch dessen Familie, die uneins ist, wen sie unterstützen soll. Ein Bruder verweigerte Chamisa sogar den Handschlag. Dies stärkt die Regierungspartei Zanu-PF und den Präsidenten Emmerson Mnangagwa, Mugabes Nachfolger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2018)

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