Olympia: Spekulationen über Treffen zwischen Nordkorea und USA

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Es könnte am Rande der Abschlussveranstaltung der Olympischen Spiele zu einem Gespräch zwischen einem hohen nordkoreanischen General und einer Vertreterin des Nationalen Sicherheitsrates kommen.

Der Besuch der Delegationen aus Nordkorea und den USA zum Ende der Olympischen Winterspiele in Südkorea hat Spekulationen über einen möglichen ersten Kontakt zwischen beiden Seiten ausgelöst.

So könnte es am Rande zu einem Treffen des hohen nordkoreanischen Generals Kim Yong-chol mit der für Korea zuständigen Vertreterin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Allison Hooker, kommen, hieß es am Samstag in südkoreanischen Medien. Beide kennen sich persönlich von einem Besuch Hookers 2014 in Pjöngjang. Die US-Beamtin ist in der Delegation von Ivanka Trump, Tochter von US-Präsident Donald Trump, nach Seoul gereist, obwohl ihr Name nicht in der Ankündigung der Reise genannt worden war.

Hooker hat auch an dem Abendessen von Ivanka Trump mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in am Freitag in Seoul teilgenommen. Die "First Daughter" vertritt die USA am Sonntag bei der Abschlussfeier der Spiele in Pyeongchang, zu der auch Kim Yong-chol mit seiner Delegation anreisen wird. Ein Treffen der Trump-Tochter mit dem General wurde allerdings ausgeschlossen.

Russland will in Dialog einbezogen werden

Hooker kennt Kim Yong-chol von ihren Gesprächen 2014 in Pjöngjang, als sie den damaligen US-Geheimdienstchef James Clapper begleitet hatte, um über die Freilassung von zwei US-Bürgern zu verhandeln. Der General war damals Chef des Auslandsgeheimdienstes. Die Zeitung "Korea Herald" nannte die US-Beamtin Hooker eine "potenzielle Schlüsselfigur, um die Grundlagen für künftige Gespräche zwischen den USA und Nordkorea zu legen".

Auch die Zusammensetzung der Delegation des Generals weckte Hoffnungen auf eine mögliche Gesprächsbereitschaft von Machthaber Kim Jong-un. Überraschend seien auch Diplomaten dabei, die für die Beziehungen zu den USA und den Atomkonflikt zuständig seien, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Pjöngjang sende selten solche Experten zu rein innerkoreanischen Gesprächen.

Russland forderte unterdessen Verhandlungen mit der Regierung in Washington zum Konflikt mit Nordkorea. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel erfordere einen russisch-amerikanischen Dialog, sagte Außenstaatssekretär Igor Morgulow am Samstag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Tass. Er bekräftigte die russische Einladung an den US-Sondergesandten Joseph Yun. Es sei noch in Diskussion, wann die Gespräche stattfinden könnten. Der Diplomat sprach sich erneut für direkte Verhandlungen zwischen den Regierungen in Washington und Pjöngjang aus.

Trump drohte mit Eskalation

US-Präsident Trump hatte am Freitag weitere Sanktionen gegen Nordkorea verhängt und damit noch vor Ende der Winterspiele die Befürchtungen über neue Spannungen angeheizt. Das Finanzministerium belegte 55 Schiffe, Reedereien und Handelsunternehmen mit Strafmaßnahmen. Trump sagte, es handle sich um die "heftigsten Sanktionen", die jemals verhängt worden seien.

Trump drohte Nordkorea auch mit einer Eskalation. "Wenn die Sanktionen nicht funktionieren, müssen wir Phase zwei beginnen", sagte Trump in Washington. Das werde "eine sehr raue Angelegenheit werden" und "sehr, sehr bedauerlich für die Welt sein". Er denke aber nicht, dass er diese Karte spielen wolle. "Wir werden sehen."

Die USA fordern von Nordkorea die Aufnahme von Verhandlungen zur Beseitigung seines Atomwaffen- und Raketenprogramms. In Washington mehren sich seit längerem Stimmen für einen begrenzten Militärschlag gegen Nordkorea. Kritiker verweisen darauf, dass der Konflikt militärisch nicht zu lösen sei und jede militärische Aktion sofort mit Zehntausenden Toten extrem eskalieren könne.

Proteste gegen Besuch Hookers

Südkoreas Präsident Moon hofft, dass die innerkoreanischen Gespräche auch zu einem Dialog Nordkoreas mit den USA führen. Die Delegation aus Pjöngjang ist drei Tage in Seoul. Zwei Wochen nach dem historischen Besuch der einflussreichen Kim-Schwester Kim Yo-jong zur Eröffnung der Winterspiele wird es eine zweite Runde von innerkoreanischen Verhandlungen geben. Sie folgen der plötzlichen Annäherungspolitik von Kim Jong-un und der Teilnahme nordkoreanischer Sportler den Spielen.

Die Spekulationen über ein mögliches Treffen zwischen den USA und Nordkorea stießen aber auch auf Skepsis. So hatte die Kim-Schwester ein heimlich vorbereitetes Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence am Tag nach der Eröffnung der Winterspiele kurzfristig platzen lassen. Der Grund war offenbar nordkoreanische Verärgerung über die Treffen von Pence mit nordkoreanischen Flüchtlingen in Südkorea und seine Ankündigung der neuen Sanktionen, die Trump jetzt verhängt hat.

Der geplante Besuch des Generals löste Proteste in Südkorea aus. Der frühere Geheimdienstchef, der heute Vizevorsitzender des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei ist, wird unter anderem für den Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes im Jahr 2010 verantwortlich gemacht. Das Schiff wurde von einem Torpedo getroffen. 46 Menschen starben.

Es wird befürchtet, dass die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nach den Winterspielen wieder aufflammen könnten. Nach den bis zum 18. März laufenden Paralympics soll entschieden werden, wann die zunächst wegen Olympia verschobenen Militärmanöver Südkoreas und der USA nachgeholt werden sollen.

(APA/dpa/Reuters)

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