Syrien: Trotz Waffenruhe gehen die Kämpfe weiter

Die Lage in Duma, der größten Stadt in Ost-Ghouta, ist schlimm.
Die Lage in Duma, der größten Stadt in Ost-Ghouta, ist schlimm.APA/AFP/HAMZA AL-AJWEH
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Nach tagelangen zähen Verhandlungen hatte der UNO-Sicherheitsrat am Samstag eine Resolution für eine einmonatige Waffenruhe in Syrien verabschiedet. Nur: Das hilft offenbar nicht viel.

Trotz der am Samstag verabschiedeten UNO-Resolution für eine unverzügliche Waffenruhe in Syrien haben die Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten die Rebellenhochburg Ost-Ghouta am Sonntag erneut bombardiert. Die Luftwaffe habe in der Früh zwei Angriffe auf das Gebiet am Rande der Hauptstadt Damaskus geflogen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Angriffe trafen demnach Randbezirke von Duma, der größten Stadt in Ost-Ghouta.

Nach tagelangen zähen Verhandlungen hatte der UNO-Sicherheitsrat am Samstag eine Resolution für eine einmonatige Waffenruhe in Syrien verabschiedet. Das Gremium stimmte nach mehrfachen Verschiebungen wegen russischer Einwände einstimmig für eine baldige Feuerpause zur Ermöglichung von Hilfslieferungen sowie für ein Ende der Belagerung von Ost-Ghouta und anderer Gebiete.

Ost-Ghouta steht seit einer Woche unter massivem Beschuss der Regierungstruppen. Seither wurden nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle bereits mehr als 500 Zivilisten getötet, darunter mehr als hundert Kinder. Knapp 400.000 Menschen sind in dem Gebiet eingeschlossen. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Angaben von einem Netzwerk aus Informanten in Syrien, ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Türkische Armee kämpft weiter

Die türkische Armee flog indes Luftangriffe gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak. Die Luftwaffe habe am Vortag Verstecke und Munitionslager der PKK in der Region Zap bombardiert, teilten die türkischen Streitkräfte am Sonntag mit. Seit 20. Jänner führt die Türkei auch eine Offensive in Nordwestsyrien gegen die Kurdenmiliz YPG, die Ankara als syrischen Ableger der PKK sieht. Nach Angaben des türkischen Militärs starb am Samstag ein weiterer Soldat bei dem Einsatz. Seit dem Beginn der Offensive wurden damit 33 türkische Soldaten getötet. Die UNO-Resolution zum Waffenstillstand in Syrien hatte die Türkei Samstagnacht zwar begrüßt, aber zugleich angekündigt, weiter gegen "terroristische Organisationen" zu kämpfen, die Syriens territoriale Integrität bedrohten.

Auch die Kämpfe zwischen dem türkischen Militär und der Kurdenmiliz YPG in der nordwestsyrischen Region Afrin gehen weiter. Das türkische Militär und verbündete Rebellen seien unterstützt von Luftangriffen weiter vorgerückt und hätten mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit.

Der Sender CNN Türk berichtete, die Offensive werde fortgesetzt. Das türkische Militär habe fünf weitere Dörfer eingenommen. Die am 20. Jänner begonnene Offensive richtet sich gegen die mit den USA verbündete Kurdenmiliz YPG in Nordwestsyrien. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation.

Ankara hatte die UNO-Resolution zum Waffenstillstand in Syrien Samstagnacht zwar begrüßt, aber zugleich angekündigt, weiter gegen "terroristische Organisationen" zu kämpfen, die Syriens territoriale Integrität bedrohten. Auch die syrische Regierung setzte ihre Angriffe auf die umkämpfte Region Ost-Ghouta bei Damaskus am Sonntag in verminderter Form fort.

(APA/dpa)

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