Ukraine: Bürgermeister von Lwiw bezeichnet Österreichs Russlandpolitik als "schmerzhaft"

Van der Bellen in der Ukraine
Van der Bellen in der UkraineAPA/BUNDESHEER/PETER LECHNER
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen besuchte die galizischen Metropole

Anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der galizischen Metropole Lwiw hat sich dessen Bürgermeister Andrij Sadowyj kritisch zu den freundlichen Kontakten zwischen Moskau und Wien geäußert. Sadowyj betonte am Mittwochabend gegenüber der APA aber auch die traditionell guten Beziehungen seiner Stadt zu Österreich und eine Hoffnung auf österreichische Investitionen.

"Diese Kontakte (zwischen Russland und Österreich auch nach der Annexion der Krim im März 2014, Anm.) sind für uns schmerzhaft", erklärte der Bürgermeister in einem Telefonat mit der APA. Denn in seinem Land kenne man das wahre Gesicht Russlands und auch jene Schmerzen, die es der Ukraine zugefügt habe und weiterhin zufüge, sagte er.

"Die Spielchen mit Russland führen zu nichts Gutem. Sie sehen ja, was in England passiert ist, wo die Premierministerin und der Außenminister sehr deutliche Erklärungen im Zusammenhang mit aktuellen Mordversuchen abgeben", betonte der Bürgermeister, der gleichzeitig Vorsitzender der oppositionellen rechtsliberalen Parlamentspartei "Samopomitsch" ist.

Nord-Stream 2 ist neuer "Molotow-Rippentrop-Pakt"

Sadowyj kritisierte explizit die österreichische Unterstützung für die vom russischen Gazprom-Konzern unter anderem mit OMV-Unterstützung forcierte Ostsee-Pipeline "Nord Stream 2": Litauen, Lettland, Polen und die Ukraine würden die Position vertreten, dass die Errichtung dieser Gaspipeline der europäischen Sicherheit schade, betonte der Politiker und sprach vom "neuen Molotow-Ribbentrop-Pakt", der nicht zugelassen werden könne. Befürworter dieses Projekts, darunter die österreichische OMV, erachten die Gaspipeline, die bis 2019 fertiggestellt werden soll, indes als wirtschaftliche Angelegenheit.

Der Bürgermeister betonte aber gleichzeitig auch eine "mentale Nähe" seiner Stadt zu Österreich. In der österreichischen Zeit seien viele wunderbare Gebäude des historischen Zentrums entstanden und Mozarts Sohn Franz Xaver Wolfgang (1791-1844) habe 30 Jahre in der Stadt gewirkt, erzählte er. Beim zweiten Lwiwer Mozart-Festival werde 2018 eine Mozart-Geige aus Salzburg gezeigt und die Chefdirigentin der Oper Graz, Oksana Lyniv, eine wichtige Rolle spielen, sagte er.

"Wir wollen dem österreichischen Bundespräsidenten das aktuelle Lwiw zeigen, und wir werden uns dafür einsetzen, dass es weiterhin gute Beziehungen zwischen unserer Stadt, der Ukraine und Österreich gibt", erklärte er. Es sei geplant, dass Alexander Van der Bellen bei seinem Besuch am Donnerstag zum ihm in das Rathaus komme und sich in das Buch der Ehrengäste der Stadt eintrage, ergänzte der Bürgermeister.

Sadowyj sieht jedenfalls Potenzial für eine weitere Intensivierung der Beziehungen zu Österreich. "Ich würde mir natürlich wünschen, dass Österreich mit noch größerer Aufmerksamkeit in unsere Richtung blickt", sagte er und beklagte sich über eine hohe Risikobewertung in Österreich für Kooperationsprogramme mit der Ukraine. "Lwiw ist offen für Investitionen: 2017 gab es 2,5 Millionen Touristen, etwa 30.000 Menschen sind in der IT-Branche tätig, die in der Stadt jedes Jahr um 20 Prozent wächst", erklärte er. Auch ein 25 Hektar großer Industriepark, den eine niederländische Gesellschaft derzeit errichte, wäre eine gute Gelegenheit für Investoren aus Österreich, um hier günstig in EU-Nähe zu produzieren, warb er.

(Das Gespräch führte Herwig G. Höller/APA)

(APA)

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