Vatikan-Mediendirektor tritt wegen Benedikt-Brief zurück

Dario Viganò muss seinen Job im Vatikan als Mediendirektor aufgeben.
Dario Viganò muss seinen Job im Vatikan als Mediendirektor aufgeben.APA/AFP/ANDREAS SOLARO
  • Drucken

Vor wenigen Wochen kritisierte Papst Franzikus "Fake News", sein Pressesprecher wurde nun wegen eines verpixelten Absatzes in einem Brief von Papst Benedikt XVI. gefeuert.

Von "Erschütterung" kann man bei diesem "Skandal" im Vatikan nicht ganz sprechen. Doch ausgerechnet wenige Wochen nachdem Papst Franziskus ausdrücklich vor "Fake News" gewarnt hatte, muss dessen Mediendirektor, Dario Viganò, zurücktretten. "Lettergate" wird die Affäre gerne genannt. Denn Viganò war ein Brief des emeritierten Papstes Benedik XVI. zum Verhängnis geworden, den er nur teilweise zitierte und auf Abbildungen einzelne Abschnitte unkenntlich machte. Wie Medien berichten, hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Viganò angenommen.

Angefangen hatte alles mit der Präsentation einer Buchreiehe zur Theologie von Papst Franziskus anlässlich dessen Fünfjahres-Jubiläum auf dem Stuhl Petri. Vorgänger Benedikt XVI. hätte ein Vorwort zu dieser Buchreihe schreiben sollen, wozu sich dieser allerdings aus gesundheitlichen und organisatorischen Gründen nicht in der Lage fühlte - er schaffe es nicht zeitgerecht alle 13 Bücher zu lesen. Das schrieb Benedikt auch Franziskus in einem Brief.

Selektive Präsentation

Bei der Buchvorstellung hatte Viganò nur die ersten beiden Absätze des Briefes verlesen, in denen Benedikt das "törichte Vorurteil" anprangerte, wonach "Papst Franziskus nur ein Praktiker ohne besondere theologische oder philosophische Bildung wäre, während ich ienzig ein theoretischer Theologe gewesen sei, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christen verstanden hätte". Franziskus sei ein "Mann von tiefer philosophischer und theologischer Bedeutung".

Diese lobenden Sätze betonte Viganò bei der Präsentation, ließ aber anderes unter den Tisch fallen. Unmittelbar im Anschluss hatte seine Behörde zudem nur den ersten Teil des Briefes veröffentlicht und ein Foto davon teilweise manipuliert, mehrere Passagen wurden verpixelt. Erst später wurde ein Absatz bekannt, in dem Benedikt XVI. sich verwundert über die Beteiligung des deutschen Theologen Peter Hünermann an der Buchreihe äußert. Diesem warf er unter anderem "antipäpstliche" Kampagnen gegen ihn selbst und Johannes Paul II. vor.

Brief mit "privatem Charakter"

Viganò begründete seine zunächst selektive Veröffentlichung des Briefs mit dessen privatem Charakter und wies jede Manipulationsabsicht von sich. Die zahlreichen Kritiken und Polemiken der vergangenen Tage gegen seine Arbeit gefährdeten das gesamte Projekt der Medienreform im Vatikan, deswegen biete er seinen Rücktritt an, schrieb Viganò in einem Brief an Papst Franziskus, den der Vatikan am Mittwoch veröffentlichte.

Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird der bisherige Sekretär des Mediendikasteriums, Lucio Adrian Ruiz, die Behörde leiten. In der vergangenen Woche war zu einer heftigen Kontroverse um den päpstlichen Kommunikationschef gekommen.

Erst im Jänner hatte Papst Franziskus dazu aufgerufen, "Fake News" entschlossen "aufzudecken und auszumerzen". Falschmeldungen gingen "mit intoleranten und zugleich reizbaren Haltungen einher und führen nur zur Gefahr, dass Arroganz und Hass eine immer weitere Verbreitung finden", warnte Franziskus in seiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel. Schon eine scheinbar leichte Verdrehung der Wahrheit könne gefährliche Auswirkungen haben, schrieb der Papst damals.

(Red./APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild von einem Treffen von Franziskus (li.) und Benedikt XVI. im Juni 2017.
Weltjournal

Benedikt kritisiert "törichtes" Vorurteil über Franziskus

Vor fünf Jahren wurde Franziskus zum Papst gewählt. Benedikt XVI lobt seinen Nachfolger als "Mann tiefer philosophischer und theologischer Bildung".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.