Tausende fliehen aus Rebellengebiet in Ost-Ghouta

REUTERS/Bassam Khabieh
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Die humanitäre Lage im belagerten syrischen Rebellengebiet wird immer dramatischer. Bei Luftangriffen sterben mehrere Zivilisten.

Heftige Angriffe und eine dramatische humanitäre Lage treiben immer mehr Menschen aus dem syrischen Rebellengebiet Ost-Ghouta in die Flucht. Tausende verließen am Donnerstag den belagerten Ort Douma in Richtung Regierungsgebiet, wie Staatsmedien und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldeten.

Nach einem Abkommen mit der Regierung begann zudem der Abzug radikaler Kämpfer und ihrer Familien aus dem Ort Harasta. Sie werden in andere Rebellengebiete im Nordwesten des Bürgerkriegslandes gebracht.

Bei Luftangriffen auf Ost-Ghouta starben zugleich mindestens 19 Zivilisten, wie die Menschenrechtsbeobachter weiter berichteten. Beschuss auf die von der Regierung kontrollierte nahe gelegene Hauptstadt Damaskus habe mindestens sieben Menschen getötet.

Ost-Ghouta erlebt seit Wochen die schlimmste Angriffswelle seit Beginn des Bürgerkriegs vor rund sieben Jahren. Die Armee konnte mehr als 80 Prozent des Rebellengebietes einnehmen. Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge starben seit Mitte Februar mehr als 1500 Zivilisten. Bereits in den vergangenen Tagen hatten Zehntausende Ost-Ghouta verlassen. Die UNO schätzt die Zahl der Vertriebenen auf mehr als 50.000.

Menschen müssen unter freiem Himmel schlafen

Mohammed Khair Sammoud von der Hilfsorganisation UOSSM erklärte, am Donnerstag hätten rund 3000 Menschen die Stadt Douma verlassen. Die Menschenrechtsbeobachter meldeten mehr als 4000 Vertriebene innerhalb von 24 Stunden. Fernsehbilder zeigten, wie Mitarbeiter des syrischen Roten Halbmonds erschöpfte und beladene Menschen in Empfang nahmen.

Die Aufnahmezentren in Damaskus seien überfüllt und schlecht ausgestattet, erklärte die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC). Menschen müssten unter freiem Himmel schlafen. In Ost-Ghouta waren vor Beginn der Offensive Mitte Februar rund 400.000 Menschen eingeschlossen. Viele brauchen dringend humanitäre Hilfe.

Bei den abziehenden radikalen Kämpfern handelt es sich um Rebellen der islamistischen Miliz Ahrar al-Sham. Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte diese 2016 als ausländische terroristische Vereinigung eingestuft. Nach dem Abzug der Rebellen soll die syrische Armee in Harasta einrücken.

An Bord von Bussen waren nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA zunächst rund 1300 Menschen aus Harasta, darunter fast 250 Kämpfer. Nach einem Abkommen mit der Regierung sollen insgesamt rund 1500 Kämpfer von Ahrar al-Sham mit ihren Familien in andere Rebellengebiete abziehen. Danach soll die syrische Armee in Harasta einrücken, wie es das von Russland vermittelte Abkommen zwischen lokalen Vertretern und der Regierung vorsieht.

(APA/dpa)

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