Malala erstmals seit Attentat in ihrer Heimat

Malala Yousafzai (vierte von li) und ihre Familie bei Pakistans Premier Abbasi (Mitte).
Malala Yousafzai (vierte von li) und ihre Familie bei Pakistans Premier Abbasi (Mitte). APA/AFP/PID/HANDOUT
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Der Besuch der Friedensnobelpreisträgerin findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Regierungschef Shahid Khaqan Abbasi empfing die 20-Jährige.

Zum ersten Mal seit dem Taliban-Anschlag auf sie vor knapp sechs Jahren ist die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai in ihr Geburtsland Pakistan zurückgekehrt. Gleich zu Beginn ihres viertägigen Besuch wurde die 20-Jährige am Donnerstag von Regierungschef Shahid Khaqan Abbasi empfangen.

In einer Ansprache im Regierungssitz in der Hauptstadt Islamabad sagte Malala unter Tränen, die Rückkehr nach Pakistan sei schon immer ihr "Traum" gewesen.

Die Kinderrechtsaktivistin war am frühen Donnerstagmorgen in Begleitung ihre Eltern überraschend auf dem Flughafen von Islamabad gelandet. Das pakistanische Fernsehen zeigte Bilder von Malala, wie sie unter strengen Sicherheitsvorkehrungen aus dem Flughafen eskortiert wurde.

"Es war immer mein Traum, nach Pakistan zu reisen und dort in Frieden und ohne Angst durch die Straßen laufen zu können, Menschen zu treffen und mit ihnen zu reden", sagte Malala in ihrer Ansprache, die vom pakistanischen Fernsehen übertragen wurde. In Pakistan gebe es "fantastische Frauen", sagte Malala, die ihre Landsleute aufforderte, Bildung und kritisches Denken zu fördern.

"Sie ist wieder zu Hause"

An dem Treffen mit Abbasi nahmen noch mehrere weitere Regierungsmitglieder teil, wie die Regierungspartei PML-N im Onlinedienst Twitter mitteilte. Einzelheiten zu Malalas Reise wurden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben. "Wir heißen Malala willkommen. Sie ist wieder zu Hause", sagte ein Ministeriumssprecher, der die Aktivistin als "eine unserer jungen und brillanten Töchter" würdigte.

Bekannt wurde Malala mit einem Blog für den britischen Rundfunksender BBC, den sie 2009 im Alter von elf Jahren zu schreiben begann. Darin beschrieb die Tochter eines Schulleiters ihr Leben unter den radikalislamischen Taliban im Swat-Tal im Nordwesten Pakistans und machte sich für den Schulbesuch von Mädchen stark.

Am 9. Oktober 2012 wurde Malala im Alter von 15 Jahren bei einem Taliban-Attentat schwer verletzt. In ihrem Heimatort Mingora stiegen mehrere bewaffnete Männer in den Schulbus, in dem Malala saß. Einer der Taliban-Kämpfer fragte: "Wer ist Malala?" und schoss ihr dann gezielt in den Kopf.

Jüngste Friedensnobelpreisträgerin

Malala überlebte schwer verletzt und wurde zur Behandlung ins britische Birmingham ausgeflogen, wo sie seitdem mit ihrer Familie lebt und auch ihren Schulabschluss machte. 2014 wurde Malala mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Mit 17 Jahren war sie die mit Abstand jüngste Preisträgerin. Obwohl sie mittlerweile an der Universität Oxford studiert, setzt Malala ihre Kampagne unter dem Motto "Bildung für jedes Kind" fort.

In ihrem Heimatland Pakistan wird Malala für ihr Engagement nicht nur verehrt, sondern auch angefeindet. Viele Pakistaner werfen ihr vor, ihr Land im Westen in Misskredit zu bringen. Islamisten kritisieren zudem ihren Einsatz für Schulbildung für Mädchen.

Im Swat-Tal sorgte ihr Besuch für große Freunde. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie jemals zurückkommen würde", sagte Rida Siyal, die nach eigenen Angaben vor dem Attentat eine gute Freundin von Malala war. Malala habe "die dunkle Macht der Angst besiegt". Ahmed Shah, ein Freund ihres Vaters, sagte, Malala sei ein "Symbol für Mut". "Sie hätte schon viel eher nach Hause kommen sollen."

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