Ziehen die USA ihre Truppen aus Syrien bald ab?

US-Präsident Donald Trump verbringt seine Osterferien natürlich in Mar-a-Lago in Florida. Seine Syrien-Politik wird derzeit heftig diskutiert.
US-Präsident Donald Trump verbringt seine Osterferien natürlich in Mar-a-Lago in Florida. Seine Syrien-Politik wird derzeit heftig diskutiert.REUTERS
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US-Präsident Trump nährt Spekulationen über einen Truppenabzug. Das Weiße Haus stoppte Hilfszahlungen für einen Wiederaufbau Syriens, obwohl der Außenminister diese erst im Februar zugesichert hatte.

Nach seiner Ankündigung eines Truppenabzugs aus Syrien nährt US-Präsident Donald Trump weiter Spekulationen über ein baldiges Ende des Militäreinsatzes in dem Bürgerkriegsland. Das Weiße Haus wies das US-Außenministerium an, mehr als 200 Millionen US-Dollar (162 Mio. Euro) für den Wiederaufbau Syriens einzufrieren, berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf Regierungskreise.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman forderte Trump zugleich auf, die US-Truppen in Syrien zu lassen. Das "Wall Street Wall" meldete weiter, Trump habe Berichte gelesen, dass die US-Regierung kürzlich zusätzliche 200 Millionen Dollar für den Wiederaufbau zugesagt hatte, und daraufhin die Streichung veranlasst. Der kürzlich entlassene Außenminister Rex Tillerson hatte die Gelder im Februar in Kuwait bei einem Treffen der internationalen Anti-IS-Koalition zugesagt.

Seit 2014 im Einsatz gegen den IS

Die USA sind seit 2014 an der Spitze des Bündnisses in Syrien und im Irak im Einsatz, um die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu bekämpfen. Jets fliegen regelmäßig Luftangriffe gegen die Extremisten. Truppen am Boden unterstützen zudem die Kurdenmiliz YPG, die große Gebiete im Norden und Osten Syriens vom IS erobert hat. Das Pentagon hatte im Dezember erklärt, dass sich etwa 2000 US-Soldaten in Syrien befinden.

Trump hatte am Donnerstag bei einer wahlkampfartigen Rede im US-Staat Ohio überraschend einen baldigen Rückzug aus dem Bürgerkriegsland angekündigt. "Übrigens, wir machen den IS echt fertig", sagte Trump. "Wir kommen (...) sehr bald aus Syrien raus." Andere sollten sich nun um den Konflikt kümmern, fügte der US-Präsident hinzu.

Unklar ist, warum Trump seine Ankündigung zum jetzigen Zeitpunkt machte und ob es überhaupt schon konkrete Planungen seines sicherheitspolitischen Apparates gibt. Der Präsident steht damit im Widerspruch sowohl zum Außen- als auch zum Verteidigungsministerium in Washington.

US-Militär zum Schutz von Diplomaten

Pentagon-Chef James Mattis hat in den vergangenen Monaten wiederholt signalisiert, dass er den Einsatz noch längst nicht für beendet hält. Erst am Dienstag erklärte er, dass dieser weitergehe. Ende Dezember hatte der Verteidigungsminister zudem gesagt, dass die USA mehr diplomatisches Personal in das Bürgerkriegsland entsenden würden und dass das US-Militär für den Schutz dieser zivilen Mitarbeiter zuständig sein werde.

Ein Grund für Trumps Haltung könnte sein, dass er die IS-Terrormiliz in Syrien für besiegt hält, nachdem sie in dem Bürgerkriegsland nur noch sehr wenige Gebiete kontrolliert.

Konflikte mit der Türkei

Die US-Unterstützung für die YPG stößt auch auf massive Kritik der Türkei. Diese stuft die Kurdenmiliz wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen kurdische Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation ein. Türkische Truppen und syrische Verbündete eroberten die bisher von der YPG kontrollierte Region Afrin im Nordwesten Syriens. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte, die Offensive fortsetzen zu wollen. Trumps Ankündigung weckt nun bei den Kurden Befürchtungen, die USA könnten ihr Bündnis mit der YPG aufgeben.

Der saudische Kronprinz sprach sich hingegen für einen Verbleib der US-Truppen in Syrien aus. "Wir glauben, dass amerikanische Truppen zumindest mittelfristig, wenn nicht sogar langfristig bleiben sollten", sagte Mohammed bin Salman dem US-Magazin "Time".

Saudiarabien befürchtet iranischen Einfluss-Gewinn

Der Monarch erklärte, die US-Präsenz in Syrien sei der letzte Versuch, den Iran davon abzuhalten, seinen Einfluss in der Region auszudehnen. Der Iran wolle vom Libanon über Syrien und den Irak bis in seine Hauptstadt Teheran eine Landverbindung errichten. Das sunnitische Saudi-Arabien ist ein Erzfeind des schiitischen Iran. Auch Trump will den Druck auf Teheran eigentlich erhöhen.

Mohammed bin Salman pflegt enge Beziehungen zum US-Präsidenten. Am Donnerstag hatte er in einem "Wall Street Journal"-Interview gewarnt, in 10 bis 15 Jahren drohe ein Krieg mit dem Iran, wenn nicht mehr Druck auf das "Regime" in Teheran ausgeübt werde.

(APA/Reuters/AFP)

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