Korea-Gipfel: Dessert wird zum Politikum

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Das südkoreanische Präsidialamt will zum historischen Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ein Mango-Mousse kredenzen. In Japan sorgt das für Empörung.

Ein Dessert für den historischen innerkoreanische Gipfel am Freitag schlägt Japan schwer auf den Magen. Denn was den beiden führenden Politikern aus Nord- und Südkorea den Tag versüßen soll, hat für die Regierung in Tokio einen bitteren Beigeschmack.

Stein des Anstoßes ist eine Mango-Mousse, die zum Abschluss des Dinners am Freitag gereicht werden soll. Garniert ist die Süßspeise mit einer Karte Koreas einschließlich der als Liancourt-Felsen bekannten Inselgruppe. Auf halbem Wege zwischen den beiden Staaten gelegen wird der Archipel sowohl von Südkorea beansprucht, das die Inseln Dokdo nennt, als auch von den Japanern, bei denen sie Takeshima heißen.

Nach der Veröffentlichung eines Fotos des Nachtischs durch das südkoreanische Präsidialamt zeigte sich Japan irritiert und forderte, das Arrangement noch einmal zu überdenken. Sehr bedauerlich sei die Idee mit dem Dessert, sagte eine Sprecherin des japanischen Außenministeriums am Mittwoch. Japan habe dagegen protestiert und verlangt, dass die Speise für Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas Präsident Moon Jae In in dieser Form nicht serviert werde.

Das Verhältnis zwischen Koreanern und Japanern ist seit Jahrzehnten angespannt. Japan beherrschte als Kolonialmacht die Halbinsel in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg mussten viele koreanische Frauen als Zwangsprostituierte in japanischen Militärbordellen arbeiten. Die Koreaner erwarten bis heute eine ehrliche Entschuldigung Japans für seine Handlungen in der Kriegszeit.

Schweizer Rösti für Kim Jong-un

Auch ein weiterer Teil des Menüs wurde bereits bekannt: Seoul will Kim ein Schweizer Rösti mit koreanischer Note auftischen. Das Kartoffelgericht aus den Alpen wird Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un dabei nicht etwa mit Blick auf die Neutralität der Eidgenossen vorgesetzt. Sondern es sei "eine Hommage an Kims Kindheit" in der Schweiz, teilte Südkoreas Präsidialamt am Dienstag mit. Kim hat seine Schulzeit Presseberichten zufolge in der Schweiz verbracht.

Auch Südkoreas Präsident Moon Jae In soll an seine Jugend erinnert werden. Deshalb stehe auf der Speisekarte des Willkommensdinners am Freitag auch gebackener Petersfisch aus der Hafenstadt Busan.

Auch sonst ist die mit Spannung erwartete heikle Zusammenkunft der beiden koreanischen Führer bis ins kleinste Detail geplant. Zum Essen werde ein Wein aus Azaleen gereicht. Falls stärkere Getränke gewünscht sein sollten, stehe ein 40-prozentiger Schnaps bereit, der ursprünglich aus dem Norden stammt und mittlerweile in Südkorea hergestellt wird.

(APA/Reuters)

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